Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

344 Zeitalter der Revolution. 
Gebirges. Von der Aufhebung der Landsgemeinden in den Hirtenkan- 
tonen mußten ihm die Abgeordneten ebenfalls schweigen, er wollte keine 
Kantonsverfassungen, die über einen Leisten geschlagen wären; „gerade 
diese Kantone machen euch für Europa interessant,“ sagte er, und in 
diesen wurzelte in der That bis in die neueste Zeit der altschweizerische 
Geist und Heldensinn, während die Städte und neuen Landschaften im 
Jahre 1798 keine Probe von kriegerischer Tüchtigkeit und ebenso wenig 
von politischem Verstande gegeben hatten. Das großsprecherische Beru- 
fen auf die alten Kriege gegen Oesterreich und Burgund wies er derb 
zurecht; „die Zeiten sind andere geworden; neben Mächten wie Frank- 
reich, Oesterreich und Rußland hat die euere keine Bedeutung; wollt ihr 
kriegerischen Ruhm erwerben und Eroberungen machen, so werdet fran- 
zösisch!“ Endlich machte er aus der einen und untheilbaren helvetischen 
Republik eine Eidgenossenschaft von 19 Kantonen, indem Thurgau, 
Aargau, Waadt, Tessin, Graubünden, St. Gallen den alten 13 Orten 
beigefügt wurden. Die Vorrechte von Städten, Landschaften und Stän- 
den blieben aufgehoben; eine Tagsatzung, in der die größeren Kantone 
durch zwel Stimmen vertreten wurden, die sich abwechselnd in den Vor- 
orten Freiburg,, Bern, Solothurn, Basel, Zürich und Luzern versammeln 
sollte, wurde wieder die oberste Behörde der Eirgenossenschaft; seine in- 
neren Angelegenheiten besorgte jeder Kanton selbst. Diese Verfassung 
nahmen die Schweizer widerwillig an, weil sie weder den Aristokraten 
noch den Einheitspolitikern zusagte, aber Bonaparte drohte, wenn sie 
in den englischen Zeitungen eine Fehde gegen ihn und seine Einrichtun- 
gen erhöben, der Eidgenossenschaft ein Ende zu machen; um wie viel 
eher wäre dies geschehen, wenn eine Auflehnung gegen seine „Media- 
tionsakte“" erfolgt wäre? Er bcehielt den Titel „Vermittler“ in seinem 
Verkehr mit der Schweiz bei, und in der officiellen Sprache der schwei- 
zerischen Behörden heißt er bis 1814 „der erhabene Vermittler“. Je- 
doch vereinigte er das Wallis, dessen Pässe nach Italien er in seiner 
Gewalt haben wollte, als Departement Simplon mit Frankreich, das 
Veltlin hingegen, das zu Graubünden gehört hatte, mit Italien. Die 
Schweiz mußte ferner 18,000 Mann in seinen Sold stellen und diese 
Zahl komplet erhalten. Er erklärte sie für neutral, und sie blieb es 
auch wenigstens gegen Oesterreich in den folgenden Kriegen, indem sie 
Oesterreich weder Kriegsbedarf noch Mundvorräthe zukommen ließ, die 
französischen Heere aber, wenn sie in der Nähe waren, mit beiden nach 
Möglichkeit versorgte. 
Bonapartes Schalten mit Stalien. 
Während des Friedens gab Bonaparte der kleinen ligurischen 
Republik eine neue Verfassung nach dem Muster der französischen,
	        
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