Frankreich unter dem Konsulate. 347
heit vor dem Gesetze war darin festgehalten, dem Staate wurden jedoch
Rechte über die Familienordnung eingeräumt, die er früher nicht an-
sprechen durfte. Auf dieses Gesetzbuch (Code Napoléon) war er mit
Recht stolz und äußerte als Verbaunter: „Mit meinem Gesetzbuche in
der Hand trete ich der Nachwelt entgegen."
Des ersten Konsuls Abneigung gegen die Revolution zeigte sich am
auffallendsten in der Stiftung eines neuen Adels, des Ordens der
Ehrenlegion. Dieser Orden war aber für bürgerliches Verdienst so
gut bestimmt wie für militärisches, auch gewährte er seinem Inhaber
keinerlei Vorrechte. Die Ehrenlegion sollte vorerst aus 15 Kohorten be-
stehen; jeder Kohorte wurden 200,000 Fr. als Dotation aus National-=
gütern angewiesen. Die Abstufung ging vom Großoffizier, Komman-
danten, Offizier zum Legionär herab. Einzelne Republikaner sollen über
die Ehrenlegion gemurrt haben, aber ganz gewiß ist dies, daß die re-
publikanischen Franzosen sich durch das Legionskreuz noch beglückter fühl-
ten, als ihre royalistischen Wäter durch das Ludwigskreuz.
Gegen Bonapartes gegenrepublikanische Maßregeln, besonders gegen
die tiefer gehenden als Kreuze und Bänder, zeigte sich dennoch im Se-
nate und Tribunate eine indirekte aber systematische Opposition. Diese
beseitigte Bonaparte durch „Eliminatlon“, indem er 20 Tribunen und
60 Senatoren strich und sie durch den Senat aus den „Notabilitäten"
ergänzen ließ.
Nach dem Frieden von Amiens beantragte ein Tribun, dem ersten
Konsul eine ausgezeichnete Nationalerkenntlichkeit darzubringen, und ein
Senatsbeschluß verfügte, daß Bonaparte auf weitere 10 Jahre Konsul
sein solle. Die beiden andern Konsuln änderten den Senatsbeschluß aber
dahin ab: das französische Volk ist zu befragen: soll Napoleon Bona-
parte Konsul auf Lebenszeit sein ? Am 2. August (1802) machte der
Senat die Volksabstimmung bekannt; von 3,577,885 stimmberechtigten
Bürgern hatten 3,368,259 für den Antrag gestimmt. In Folge dieser
Wahl erließ der Senat folgende Beschlüsse:
1. Das französische Volk ernennt und der Senat ruft aus als
lebenslänglichen Konsul der Franzosen Napoleon Bonaparte.
2. Ein Standbild der Friedensgöttin, in der einen Hand den Sie-
geslorbeer, in der andern den Senatsbeschluß, wird der Nachwelt die
Dankbarkeit des Volkes bezeugen.
3. Der Senat wird dem Konsul den Aucdruck des Vertrauens,
der Liebe und der Bewunderung des französischen Volkes überbringen.
Dieses republikanische Schauspiel erhielt durch Bonaparte einen sehr
eigenmächtigen Zusatz; durch ein sogenanntes organisches Senatskonsult
bekam nämlich die Republik eine neue Verfassung. Die Stellen der Kon-
suln wurden als lebenslänglich erklärt; der gesetzgebende Körper konnte