362 Zeitalter der Revolution.
zeigten sich fast gleich unf ähig und charakterlos; Karl IV. klagte seinen
Sohn der Usurpation an und verlangte die Krone wieder; Ferdinand ließ
sich zur Rückgabe bereden (5. Mai) und am 6. Mat entsagte der königliche
Vater für sich und seine Nachkommen zu Gunsten Napoleons der spa-
nischen Krone, und auch das ließ sich Ferdlnand gefallen wie die andera
Prinzen und lebte seitdem wie sein Vater ziemlich vergnügt mit einem
ansehnlichen Jahresgehalte in einem französischen Schlosse seinem Zeitver-
treib. Napoleon aber berlef spanische Notabeln nach Bayonne, ließ von
ihnen seinen Bruder Josef als König von Spanien anerkennen und
gab ihnen zugleich eine Verfassung für Spanien mit (15. Juni).
Der spanische Ausstand und der Ersfurter Rongreß (Mai und Dktoder 1808).
Allein die Spanier ließen sich nicht wie eine Heerde Schafe behan-
deln; das treulose Spiel mit dem Könige und dem Kronprinzen, so ent-
artet auch diese Bourbonen waren, empörte die stolze Nation; schon am
2. Mai brach in Madrid ein wüthender Aufstand los, der über 1200
Franzosen das Leben kostete; Murat dämpfte ihn und ließ Männer,
Weiber und Kinder niederschießen, wodurch er die Nache der Spanier
nur noch mehr herausforderte. Er verdiente sich gerade selbst eine Krone,
denn durch Josefs Versetzung auf den spanischen Thron war der nea-
politanische erledigt worden, der von Napoleon ihm angewiesen wurde
(15. Juli). In Spanien hingegen traten in den Provinzialstädten, die
nicht von den Franzosen besetzt waren, eigene Ausschüsse zusammen, Jun-
tas, die sich der Regierungsgeschäfte bemächtigten, weil die Madrider
Regierung nicht anerkannt wurde, und alles Volk zu den Wafsfen riefen.
Dieses gehorchte aller Orten; denn der gemeine Spanier ist ein hoch-
herziger Mann, der sich fremder Herrschaft nicht unterwirft und wenn
sie noch so welse wäre; er ist streng katholisch und haßt die Franzosen,
die Kirchenräuber und Kirchenschänder, mit unversöhnlicher Ausdauer,
an #ruhiger Todesverachtung aber kommt kein europäisches Volk den Spa-
niern gleich. In wenigen Monaten standen mächtige Heere im Felde,
schwärmten zahlreiche Banden im Gebirge und machten die Straßen für
kleinere Abthellungen gefährlich. Ja in ganz Spanien war kein Fran-
zose mehr sicher; in den Häusern wurden sie vergiftet, auf den Gassen
der Städte erdolcht, auf dem Lande erschossen; denn die Spanier ver-
schmähten kein Mittel zum Verderben der Eindringlinge, und wenn ein
Spanier einen Franzosen umgebracht hatte, so ließ er sich willig er-
schießen oder erdrosseln, hatte er doch seinen Mann gestellt. Im dänischen
Fünen standen die 10,000 Spanier unter Romana; als diese von den
Vorgängen in ihrem Vaterlande hörten, bemächtigten sie sich der däni-
schen Festung Nyborg und fuhren dann auf englischen Schiffen nach
Hause. Dieser Streich erzürnte Napoleon um so mehr, da er gewohnt