Der Koͤnig von Rom. 373
seinem Reden und Thun bewies; er rühmte sich die Revolution bezwungen
zu haben und forderte bei der nächsten Gelegenheit die Völker zur Re-
rolution auf; er baute einen Thron und zertrümmerte andere, oder ver-
wandelte sie in fürstliche Sitze, auf die er selne Brüder und Vettern
hinwies oder abrief nach seinem Wohlgefallen und setzte dadurch die
monarchische Würde in den Augen der Völker herab. Auf St. Helena
noch weissagte er, Europa werde kosackisch werden, und doch stellte er
Polen nicht her, als es noch möglich war und gab Schweden und die
Türkei an Rußland preis. Er warf dem Wiener Kongresse vor, daß er
die Völker wie willenlose Heerden vertheile, und doch hatte er den Spa-
niern seinen Bruder aufgedrungen und hatte aus hessischen, braunschwei-
gischen und preußischen Gebietstheilen ein Königreich Westfalen gezim-
mert, das schon 1809 in allen Fugen krachte; das Schicksal der Welt
wäre ein anderes geworden, wenn er einen seinen Brüder zum Könige
von Polen gemacht hätte! Er rechnete es zu seinen Verdiensten, die
katholische Religion in Frankreich wieder hergestellt zu haben, und acht
Jahre nach dem Konkordate nahm er dem Papste den Kirchenstaat und
führte ihn in die französische Gefangenschaft. So rühmte er sich stolz
der Sohn seines Degens zu sein und freite doch um eine Kaiserstochter;
er verschwägerte sich mit Haus Habsburg und blieb demselben doch feind-
selig, nannte römischen König seinen Sohn, dessen Großvater den Titel
des römischen Kaisers geführt und durch Napoleon verloren hatte. Da-
nals jedoch achtete man auf die Widersprüche in seinem Wesen nicht
oder nicht viel, nur das gemeine Volk ahnte eine baldige Katastrophe;
denn bei der Hochzeitsfeier in Paris gerieth ein Festsaal in Brand und
mehrere Damen, unter ihnen die edle Fürstin von Schwarzenberg, ver-
loren dabei das Leben; da erinnerte man sich, daß bei der Vermählung
der Königin Marie Antonie ein ähnliches Unglück entstanden war, und
prophezeite der neuen Verbindung eine unglückliche Zukunft. Indessen
ist noch niemals die Geburt eines Prinzen in der Weise gefeiert worden,
wie die des jungen Napoleon. So weit die napoleonischen Adler wehten,
donnerten die Geschütze Festsalven, paradierten die stolzen Kriegsschaaren;
die Großen Europas beeilten sich dem Kaiser Glück zu wünschen; die
Stadt Paris schenkte dem Neugebornen eine kunstvolle silberne Wiege,
die vornehmen Franzosen huldigten dem König von Rom so unterwürfig,
als wenn sie Ortentalen gewesen wären; Napoleon aber entwarf Palast-
banten, wie sie des Weltbeherrschers und seiner Nachkommen würdig waren.