Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

386 Zeitalter der Revolution. 
Dreißigstes Kavitel. 
Der Wiener Kongres. 
Mpoleon kehrt zurück. Perrschaft der 100 Lage. 
Seit dem 20. Sept. 1814 tagten in Wlen die Gesandten der emro- 
päischen Mächte, ohne mit ihrer Aufgabe zum Abschlusse zu kommen, dem 
diese war an sich keine leichte und überdies waren die bisherigen Bun- 
desgenossen auf einander selbst eifersüchtig, namentlich erfuhren die An- 
sprüche Rußlands und Preußens, von denen sich das eine ganz Polen, 
das andere ganz Sachsen aneignen wollte, heftigen Widerstand. Da 
kam plötzlich (6. März) die Nachricht: „Napoleon ist in Frankreick ge- 
landet!“ Er hatte von Elba aus, dieser Warte zwischen Frankreich und 
Italien, den Gang der Dinge genau beobachtet, und als er die Fehler 
sah, welche die wieder eingesetzte Familie der Bourbonen machte, rief 
er freudig aus: „Frankreich ist noch mein!“ Zu solchen Mißgriffen rer- 
leiteten und nöthigten Ludwig XVIII., einen sonst sehr klugen Mann, 
die mit ihm zurückgekehrten vornehmen Auswanderer, von denen Napo- 
leon so schlagend sagte: „sie haben nichts gelernt und nichts vergessen." 
Auf die Mißstimmung der Pariser und anderer Städter, auf die Furcht 
derjenigen, welche die Kirchengüter und die Güter der unter dem Konsulate 
nicht zurückgekehrten Emigranten gekauft hatten, baute Napoleon indessen 
seine vornehmsten Hoffnungen nicht, sondern auf die Armee, wohl wis- 
send, daß die Mehrzahl der Franzosen, die Pariser voran, ihm zujubeln 
würde, wenn sich erst die Armee für ihn erklärt hätte. Die Armee aber 
war nun wieder zu einer sehr zahlreichen geworden; die Kriegsgefan- 
genen und die Besatzungen der Festungen, z. B. Magdeburg, Glogau, 
Thorn, Danzig, Hamburg, Mainz, Antwerpen, Mons u. s. w. waren 
zurückgekehrt und mit ihnen ebenso viele Anhänger Napoleons. Auf diese 
seine alten Soldaten zählte Napoleon, von ihnen erwartete er, daß sie 
dem Anblicke der dreifarbigen Fahne und des Adlers nicht widerstehen 
würden, für sie hielt er Worte bereit, welche die Krieger wie Zauber- 
lieder an ihn bannten. Am 1. März 1815 stieg er bei Kannes mit 
900 Gardisten an das Land, nicht weit von Frejus, welches ihn den 
11. Oktober 1799 aus Aegypten hatte zurückkehren sehen. Wo er hin- 
kam, wurde er mit Jubel empfangen oder traf wenigstens keinen Wider- 
stand. Die Festung Grenoble öffnete ihm der Oberst Labedoydre (7. Män) 
und bei Melun ging Marschall Ney mit dem ganzen Armeekorps zu 
ihm über (17. März), obwohl er versprochen hatte, den Usurpator ge- 
bunden einzuliefern. Ludwig XVIII. mußte entfliehen (19. März) und 
Napoleon pflanzte seine Adler wieder in Paris auf, ja er gab den 
Parisern sogar einige republlkanische Formen zum besten. Der Kon-
	        
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