Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

28 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands 2c. 
fremd waren sie in der Kirche geworden! Die Stadt entschied sich nun 
für die Reformation, die Kirchen wurden geräumt, die Orgeln verstumm- 
ten, und jetzt galt auch in der Schweiz der Grundsatz, daß die Religion 
des Landesherrn die Landesreligion sein müsse. Dies erfuhren die Leute 
des Oberhaslithales zuerst; sie hatten sich für die neue Lehre entschieden, 
weil sie dadurch des Klosters Interlachen und ihrer Leistungen an das- 
selbe loswerden wollten; als nun Bern zwar das Kloster aufhob, aber 
jetzt für den Staat forderte, was sonst dem Kloster zugekommen war, 
wollten die Leute wieder katholisch werden und riefen die Unterwaldner 
zu Hilfe. Diese getrauten sich aber nicht gegen die von Bern abge- 
schickte Mannschaft Stand zu halten und kehrten heim, worauf die 
Oberhasler sowohl bei dem „Evangelium“ als bei den alten Abgaben 
ausharren lernten. Bald darauf verbanden sich Unterwalden, Uri, 
Schwyz und Zug mit einander und später mit dem Bruder des Kai- 
sers, dem Könige Fer dinand, daher dieses Bündniß das ferdinan- 
dische hieß; die reformierten Stände aber schloßen ein evangelisches 
Bündniß und hatten ihren Rückhalt an dem Könige von Frank- 
reich. Dies geschah 1528; im gleichen Jahre enthaupteten die Züricher 
einen thurgauischen Katholiken, der Schmähreden ausgestoßen hatte, und 
die Schwyzer fingen und verbrannten den Prediger Kaiser, der in ihrer 
Vogtei Gaster aufgetreten war. Darauf zogen beide Theile zum Kriege 
aus; da jeroch die Katholiken viel schwächer waren, so waren sie froh, 
daß durch den Landamman Aebli von Glarus ein Friede vermittelt 
wurde; sie mußten den ferdinandischen Bundesbrief herausgeben und ver- 
brennen lassen, auch einwilligen, daß in den Gemeinden der gemeinschaft- 
lichen Vogteien das Handmehr über die herrschende Religion entschied; 
denn daß beide neben einander geduldet wurden, davon war hier so 
wenig als irgendwo Rede. 
Im Oktober 1529 disputierten Zwingli und Oekolampadius 
mit Luther wegen des Abendmahls zu Marburg, Zwingli wich näm- 
lich noch weiter von der Kirchenlehre als Luther ab und sah in Brot 
und Wein nur Zeichen. Luther konnte ihn nicht überzeugen und man 
versprach sich nur gegenseitigen Waffenstillstand, was aber Luther nicht 
hinderte, gegen „die schweizerische Verdammniß“ zu donnern und Zwinglis 
Lehre eine durch-, ver-, über= und eingeteufelte zu nennen. 
Der erste Religionskrieg. 
Schlacht bei Rappel (11. Okht. 1531). 
Der Kappeler Friede, von dem Zwingli eifrig abgerathen hatte, 
war von kurzer Dauer; die Reformierten hoben in den gemeinschaft- 
lichen Vogteien die Klöster einseitig auf, Zürich und Glarus aber, die
	        
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