Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Die nordamerikanische Union gegen England. 391 
von Versailles (1783) in ungestörter Ruhe ihre Bevölkerung und deren 
Wohlstand sich mehren sah, wagte es zuerst mit Erfolg den englischen 
Anmaßungen gegen die neutrale Flagge Schranken zu setzen. Die Union 
harte Englands Eifersucht sehr gereizt, als sie 1803 von dem Konsul 
Bonaparte Louisiana an den Mündungen des Mississippi um 60 Mill. 
Franks kaufte und sich dadurch die Herrschaft über den wichtigsten Aus- 
fuhrweg Amerlkas erwarb. Als nach dem Wiederausbruche des Kriegs 
zwischen England und Frankreich (18. Mai 1803) die Engländer durch 
ihr ungerechtes Blockadesystem der neutralen Flagge den Handelsverkehr 
unmöglich machten und Napoleon durch sein Kontinentalsystem die meisten 
europäischen Häfen schloß, protestierte die Union gegen die Maßregeln 
der einen wie der andern Macht, war jedoch vorerst nicht im Stande 
der Protestation durch Waffengewalt Nachdruck zu geben. Als jedoch 
die Engländer so weit gingen, daß sie amerikanische Schiffe nicht nur 
durchsuchten, sondern auch amerikanische Matrosen wegnahmen und unter 
die Bemannung ihrer Kriegsschiffe steckten, erklärte Präsident Madison 
am 17. Juni 1812 an England den Krieg. Die Amerikaner hatten da- 
mals noch keine Linienschiffe und konnten deßwegen keine Seeschlacht lie- 
fern, aber ihre Fregatten und kleineren Kriegsschiffe nahmen in der Regel 
die ihnen begegnenden englischen Schiffe von gleicher Stärke, und ihre Ka- 
per thaten dem englischen Handel großen Schaden, denn sie holten sogar 
von der Rhede Dublins Handelsschiffe weg. Die Engländer hatten eine 
Flotille auf dem Erie= und Champlainsee, die Amerikaner nicht ein einziges 
Kriegsschiff auf diesen Binnengewässern; aber binnen vier Monaten waren 
die Bäume gefällt und gezimmert, die Schiffe gebaut, bemannt und die 
englischen weggenommen (auf dem Erie 10. Sept. 1812, auf dem Cham- 
plain erst 11. Sept. 1814). Dagegen mißlang ein Angriff der Ame- 
rikaner auf Kanada vollständig, Admiral Kochrane und General Roß 
nahmen die Bundesstadt Washington und verbrannten das Kapitol und 
andere öffentliche Gebäude (24. August 1814). Die Amerikaner ver- 
galten den Engländern (den 8. Januar 1815) bei Neworleans; diese 
hatten unter General Packenham ein Heer gelandet, das von den 
amerikanischen Scharfschützen, die sich zum Theil mit Baumwollenballen 
verschanzt hatten, mit großem Verluste zurückgeschlagen wurde. Der 
Widerstand der Amerikaner, die Unzufriedenheit des englischen Volkes, 
die einen Aufstand drohte, hatte indessen das englische Ministerium schon 
bewogen mit der Union Frieden zu schließen (zu Gent 25. Dezember 
1814). In ungestörtem Frieden (die Kämpfe gegen die Indianer hatten 
keine große Bedeutung, Algier und Tunis aber wurden durch einige 
Kriegsschisse zur Achtung der amerikanischen Flagge gezwungen) ging 
die innere Entwicklung des gewaltigen Staats weiter. Die Bevölkerung 
wuchs beispiellos (die Union zählte 1783 gegen 3 Mill. Einwohner,
	        
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