Der Abfall der spanischen Kolonieen in Amerika. 403
gefährten empörten sich gegen ihn, den „Befreier“ (el libertador), er
dankte 1829 ab und starb den 10. Dez. 1830 (der Sieger von Ayakucho,
Sukre, war den 25. März des gleichen Jahres ermordet worden).
Aus den spanischen Kolonteen in Südamerika haben sich bis jetzt
folgende Staaten gebildet: 1) Die argentintsche Bundesrepublik
oder Rio-Platastaaten, aus 13 Staaten bestehend mit der Haupt-
stadt Buenosayres; sie ist wie Merlko in die Parteien der Centrallsten
und Föderalisten gespalten, der Schauplatz unaufhörlicher Bürgerkriege,
zeitenweise von einem Diktator tyrannisiert (1835 bis 1852 von Ma-
nuel Rosas, der jetzt als Flüchtling in England lebt). 2) Die Banda
Oriental oder Uruguay, von der Hauptstadt auch Montevideo
genannt, war während der Revolution von Brasilien okkupiert, von
1826 bis 1828 der Zankapfel zwischen Buenosayres und Brasilien, seit
1829 selbstständige Republik und bis 1852 in fortwährendem Bürgerkriege,
in dem die Generale Ribera und Orlbe einander die Diktatur streitig
machten und der letztere von Manuel Rosas unterstützt wurde. 3) Pa-
raguay, der ehemalige so vielfach besprochene Jesuitenstaat, bekam in
dem Doktor Francia (geb. 1760) 1819 einen Diktator, welcher es
bis zum 10. September 1840 mit unumschränkter Gewalt regierte. Er
schloß es von dem Auslande gänzlich ab und gestattete nur den noth-
wendigsten Handelsverkehr, überwachte alle demokratischen Regungen un-
ter den reichen Kreolen auf das strengste, führte aber den Staatshaus-
halt musterhaft und konnte deßwegen sich auf eine wohlbezahlte Militär=
macht stützen, hielt Ruhe und Ordnung aufrecht und stand darum bei
dem gemeinen Volke in hohem Ansehen; selbst nach seinem Tode, seitdem
Paraguay wieder Republik geworden und dem Auslande mehr geöffnet ist,
dauern die guten Folgen von der Zucht des Dr. Francia noch fort.
(Paraguay gerieth 1865 mit Brasilien in Kampf, das von der argen-
tinischen Republik und Uruguay unterstützt wird; im März 1867 war
noch keine Entscheidung erfolgt). 4) Chilt; hier dauerte der Kampf
zwischen der bürgerlichen und militärischen Partei bis 1828, wo erstere
den Sieg davon trug. Von 1837 bis 1839 schlug es sich mit Pern
herum, dessen Diktator Santa Kruz das Reich der Inka wieder her-
stellen wollte; es stürzte denselben, erfreute sich bis in die neueste Zeit
eines dauernden Friedenszustandes und nahm eine ziemliche Anzahl deut-
scher Einwanderer auf. 5) Ekugdor, 6) Neugranada und 7)
Venezuela, in welche Bolivars Kolumbta zersprungen ist, lassen nichts
anderes von sich hören, als wenn ein Präsident oder Diktator, die im-
mer Generale sind, durch einen andern General gestürzt wird; desglei-
chen 8) Peru und 9) Bolivia (früher Oberperu trägt es den neuen
Namen Bolivarn zu Ehren).
In dem centralen Amerika bildete sich 1823 eine n
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