Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

408 Die Zeit von 1815 bis 1847. 
Rio grando do Sul unterdrückt. Die republikanische Partei hat in Brasilien 
eine ganz eigene Bedeutung; sie besteht fast ausschließlich aus den freien 
Negern und Mischlingen, denen die Negersklaven alsbald zufallen würden, 
wenn ein Aufstand gelänge. In diesem Falle würde Brasilien ein zweites 
Hapti, wo die Weißen zuerst von den Negern und Mischlingen, dann diese 
von den Negern abgeschlachtet würden. Seitdem durch die Engländer die 
Sklaveneinfuhr fast unmöglich geworden ist, bemüht sich die Regierung sehr, 
die Einfuhr ostindischer Arbeiter, der Kulis, zu befördern und in Deutsckland 
durch Agenten Auswanderer anzuwerben, welche die mangelnde Sklaven- 
arbeit ersetzen sollen; die glänzenden Versprechungen werden aber von den 
Brasilianern nie gehalten, die deutschen Arbelter gehen in der Regel durch 
das Klima und Elend zu Grunde, und nur einige wenige Kolonieen in ge- 
sunderer Lage, wo die Einwanderer Grundeigenthümer oder Pächter sind, 
sollen gut gedeihen. Begreiflich hat die brasilianische Regierung unter ihren 
Kreolen, Mulatten und Schwarzen einen noch schlechteren Stoff zu Solda- 
ten als zu Arbeitern, sie suchte deßwegen durch Werbungen in Enropa, be- 
sonders in Deutschland, ihre Militärmacht in einen solchen Stand zu setzen, 
um die brasilianischen Republikaner, die Wilden und Sklaven in Respekt zu 
halten. In den zwei Kriegen gegen Buenosayres fochten die deutschen 
Söldner mit größter Tapferkeit, im letzten namentlich warf die holsteinische 
Relterei die centaurischen Gauchos; aber nach dem ersten Kriege wurden 
sie so schlecht behandelt, daß sie endlich revoltierten und zu Grunde gingen, 
nach dem zweiten hatten sie kein besseres Schicksal, doch sollen diesmal die 
Deutschen durch Insubordination ihr Unhell selber herbeigeführt haben. 
(Später nahm Brasilien unter Pedro II. einen ungeahnten Aufschwung, 
der Krieg mit Paraguay stellt jedoch Alles wieder in Frage. (s. S. 403). 
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Drittes Kapitel. 
Stalien (von 1815—1830). 
Die französische Herrschaft über Italien war durch Treulosigkeit 
und Ströme von Blut begründet worden und unter dem Jubel des Vol- 
kes mußte sie 1814 und 1815 vor den österreichischen Waffen weicken; 
dessen ungeachtet schickte sich Itallten an, die Rolle Spaniens und Por- 
tugals nachzuspielen. Daß es nicht der Schauplatz unaufhörlicher Bürger- 
kriege wurde und deren Verwüstungen nicht erleiden mußte, verdankte es 
allein der bewaffneten Aufsicht Oesterreichs. Unter der Herrschaft Mu- 
rats über Neapel hatte sich die geheime Gesellschaft der Karbonari 
(Kohlenbrenner) gebildet, die gegen die französische Herrschaft gerichtet, 
also dem deutschen Tugendbunde ähnlich war, nach der Vertreibung der 
Franzosen aber kehrte sie sich gegen die monarchische Verfassung der
	        
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