Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Griechenland. 413 
Geugen davon sind vorzugsweise Jerusalem, der Athos, überhaupt die 
griechischen Klöster und Kirchen). Napoleon erkannte es ganz gut, daß 
Rußland durch die christliche Bevölkerung die Türkei allmählig zerbröckle, 
wie die Wurzeln von Sträuchern und Kräutern im Laufe der Zeit ein 
Gemäuer sprengen, und als er über Italten gebot, auch Dalmatien und 
die jonischen Inseln inne hatte, entwarf er den Plan die Türken aus 
Europa zu vertreiben; allein weil er Rußland einstweilen noch gegen Eng- 
land und Oesterreich brauchen wollte, überließ er die Türkei dem Kaiser 
Alerander, und nach seinem Sturze hatte Rußland das entschiedene 
Uebergewicht in Europa. Deßwegen kehrten sich die Hoffnungen der 
Griechen wieder ausschließlich nach St. Petersburg und unmittelbar 
nach dem zweiten Pariser Frieden organisierte sich die Hetärie, die 
griechische Nachahmung des deutschen Tugendbundes gegen Napoleon. 
Ihr Stifter war der russische Minister Kapo d'Istria (er schrieb sich 
Kabodistria), ein Grieche aus Korfu, ihr angeblicher Zweck die Beför-= 
derung der Bildung unter den Griechen, und sie breitete sich vom Pruth 
bis in den Peloponnes (Morea) und über die Inseln aus. Der Aus- 
bruch erfolgte im Januar 1821 in der Walachei durch einen Gutsbesitzer 
Wladimiresko, einen ehemaligen russischen Offizier, der aber mit der 
Hetärie in keiner Verbindung gestanden haben soll. Den Anlaß gab 
der eben ernannte Hospodrar Kalimachi, von dem nach dem gewöhn- 
lichen Gange der Dinge die Erpressungen gefürchtet wurden, durch welche 
sich die neu ernannten Hospodare für die durch Bestechung der türkischen 
Großen verwendeten Summen (den Weg zum Hospodartate) schadlos 
zu halten pflegten. Wladimireskos Haufen wuchs auf 4000 Mann und 
den Hetäristen schien der Augenblick zum Losschlagen sehr günstig. Sie 
rechneten so: „Die christliche Bevölkerung wird sich allgemein gegen die 
Türken erheben und da sie denselben an Zahl wohl dreifach überlegen 
ist, mut der Aufstand gelingen, um so leichter, da auch den mohamme- 
danischen Albanesen und Bosniaken die Türken kaum weniger verhaßt 
find als den Griechen, der Pascha von Janina aber gegen die Pforte 
in offener Empörung begriffen und mit den kleinen Bergbewohnern 
Aetoliens, den Sulioten, im Bündnisse ist. Es ist daher nicht schwer, 
die zerstreuten Türken in den Provinzen zu überfallen und in die schlecht 
oder gar nicht befestigten Städte einzuschließen, ein großes christliches 
Heer zu sammeln und mit demselben vor Konstantinopel zu marschieren, 
dessen Eroberung durch den Aufstand der zahlreichen Griechen in der 
Stadt möglich wird.“ Allein die ganze Berechnung schlug fehl. Ale- 
rander Bpsfilanti, ein mit den Komnenen verwandter Fanariote 
(Grieche von adeliger Abkunft, in Konstantinopel wohnend), General 
in russischen Diensten, und ein anderer Fanariote, Kantukazeno, über- 
schritten mit etwa 30 Griechen die russische Gränze und rlefen zu Jassy
	        
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