414 Die Zeit von 1815 bis 1847.
alle Christen auf das türkische Joch zu zerbrechen. In Jassy und Ga-
lacz wurden auch sogleich einige hundert dort wohnende Türken umge-
bracht, aber die große, stumpfe Bauernmasse nahm so wenig an dem
Aufstande Antheil, als ihre Herren, die schwelgenden Bojaren. Ypsfilanti
brachte kaum 5000 Mann zusammen, ließ zwar den ungehorsamen Wla-
dimiresko erschießen, aber die im türkischen Solde stehenden Albanesen
gingen nicht zu ihm über, er verzweifelte, daß die Griechen sich allein be-
freien könnten, und flehte den Kaiser Alerander von Rußland um Hilfe an.
Dieser versagte sie in strengen Worten, denn eben waren auf dem Kon-
gresse zu Laibach die Revolutionen in Spanien und Italien verurtheilt wor-
den und hatten sich die Monarchen des Festlandes aufs neue das Wort ge-
geben, jede revolutionäre Bewegung zu unterdrücken, und als eine solche
wurde auch die griechische betrachtet. Sie fand in der Moldau und
Walachei bald ein blutiges Ende; die Türken hieben die aufständischen
Schaaren zusammen (im Juni 1821; am 19. wurde bei Dragaschan
die heilige Schaar aufgerieben, etwa 300 griechische Jünglinge, die größ-
tentheils auf deutschen Hochschulen studiert hatten); Ypsilanti flüchtett
nach Siebenbürgen, und wurde auf Befehl der österreichischen Regierung
bis 1827 auf der Bergfestung Munkacz in Haft gehalten.
Unterdessen war auch im eigentlichen Griechenland der Aufstand
ausgebrochen, im Peloponnese zu Kalavrita am 18. März, wo Erzbischof
Germanos demselben eine religiöse Weihe ertheilte, und von da ver-
breitete er sich über Mittelgriechenland und Thessallen; überall wurden
die Türken überfallen und umgebracht, wenun sie sich nicht in die Festun-
gen retten konnten. Die Hauptstärke der Griechen waren die Berg-
bewohner, welche den Türken nie gehorcht hatten, z. B. die Mainoten in
Lakonien, die Sulioten in Aetolien 2c. und die sogenannten Klephten
oder Palikaren, d. h. bewaffnete Banden unter Häuptlingen, die vor
dem Aufstande griechische wie türkische Dörfer ausplünderten, um Sold
dem einen Pascha gegen den andern dienten, wohl auch einander selbst
befehdeten. Im April folgten die meisten Inseln dem von Morea ge-
gebenen Beispiele, namentlich Hydra, Spezzia, Ipsara, deren Namen
im Alterthum kaum genannt wird, welche aber in der letzten Zeit durch
Seehandel zu großem Reichthume gelangt waren. Zur Zeit der Kontinental-
sperre nämlich hatten sie bald unter türkischer, bald unter russischer Flagge
segelnd den größten Theil des Zwischenhandels auf dem mittelländiscken
Meere an sich gebracht und besaßen 1815 bereits 600 Schiffe, die zum
Schutze gegen Seeräuber durch ein von dem Sultan ertheiltes Privi=
legium mit Kanonen bewaffnet waren. Der griechische Ausstand stützte
sich daher auf eine Seemacht und mit um so größerem Erfolge, als die
türkische Flotte wohl große Schiffe, aber eine um so schlechtere Beman-
nung hatte. Als griechische Seehelden zeichneten sich aus: Sachturi,