422 Die Zeit von 1815 bis 1847.
Namen erworben hatte, zum Oberadmiral, einen andern Engländer,
Church, der ein aus Griechen angeworbenes Regiment in englischem
Dienste befehligt hatte, zum Obergeneral, und diese beiden bewirkten
wenigstens so viel, daß sich die entzweite Nationalversammlung wieder
einigte, welche darauf den Grafen Kapo d'Istria zum Präsidenten
Griechenlands erwählte. Unterdessen erfocht der tapfere Kapitano Karais-
kaki in dem Rücken des türkischen Belagerungsheeres nicht unbedeutende
Vortheile und es gelang gegen Reschid Pascha 12,000 Mann zu kon-
centrieren. Die griechische Flotte zwang Ende Aprils 1827 ein Bataillon
Albanesen, welches das Kloster St. Spiridion im Piräeus besetzt hielt,
zur Kapitulation mit freiem Abzug, die griechtschen Landtruppen jedoch
hieben dasselbe in Stücke. Am 4. Mai blieb Karaiskaki in einem un-
bedeutenden Gefechte und mit ihm war der Mann veltloren, der die
griechischen Pelikaren zu führen verstand. Am 6. Mai wurde der rechte
griechische Flügel beim Kap Kolias ausgeschifft und so 3000 Manm,
die weder Bajonette noch Kanonen hatten, in die Ebene geführt, wo
sie von der türkischen Reiterei größtentheils niedergesäbelt wurden; 250
Gefangene erlitten später dasselbe Schicksal. Die Akropolis, die keinen
Entsatz mehr zu hoffen hatte, kapitulierte am 5. Juni unter der Ver-
mittlung französischer und englischer Kriegsschiffe; die Besatzung erhielt
freien Abzug und wurde nach Nauplia und den Inseln eingeschift,
welche mit der Maina, der argolischen Halbinsel, den beiden Napoli,
Akrokorinth und dem arkadischen Kloster Megaspeläon den Griechen noch
geblieben waren. Doch war die Wendung der europätschen Politik,
welche mit Kanning begonnen hatte, schon weiter vorgeschritten; die
europäischen Großmächte forderten den Sultan bereits auf, dem un-
menschlichen Kriege dadurch ein Ende zu machen, daß er den Griechen
annehmbare Bedingungen der Unterwerfung vorlege; die Antwort war
aber eine Protestation gegen jede fremde Einmischung. Diese erfolgte
aber dennoch und auf eine sehr überraschende Weise von Seiten Eng-
lands, Rußlands und Fran kreichs. Bei der englischen Regierung
erregte die steigende Macht Mehemet Alis, der nun bereits Aegypten,
das arabische Küstenland, Kreta und Kypern besaß und den Peloponnes
zu erobern im Begriffe war, so große Besorgniß, daß sie die Rücksichten
überwogen, welche eine Schwächung der Türkei Rußland gegenüber
verboten. Ein ägyptisches Reich würde den Schlüssel zu Ostindien in
Händen haben und als Frankreichs natürlicher Verbündeter die englische
Herrschaft im Mittelmeere ernsthaft bedrohen; daher schien es der eng-
lischen Politik rathsamer, das Anwachsen der ägyptischen Macht zu hem-
men, als dem Sultan einige Opfer (sie sollten möglichst klein werden!)
zu ersparen. Das Ende des Krieges verlangte auch das kaufmännische
Interesse, well der levantinische Handel durch die griechischen Seeräuber