428 Die Zeit von 1815 bis 1847.
in protestantischer Propaganda arbeitete, und Pacifico, ursprünglich ein
portugiesischer Jude, hatten durch Volkstumulte einigen Schaden erlitten
und ihre unverschämten Entschädigungsforderungen wurden von der grie-
chischen Regierung unbeachtet gelassen. Sie klagten bei Lord Palmerston,
dem Minister des Auswärtigen in London, der nun sogleich gegen die
griechische Regierung eine solche Sprache anstimmte, wie es nur der zer-
tretende Uebermuth thun kann, eine Sprache, welche der Minister eines
Monarchen gegen eine Monarchie nie führen sollte, weil sie dieselbe herab-
würdigt. Die griechische Regierung verweigerte den englischen Fuß zu
küssen, der ihr eben einen Tritt gegeben hatte, aber nun nahm die eng-
lische Flotte die griechischen Schiffe weg, blockierte alle Häfen und zu
allem verlangte Palmerston noch einige kleine Inseln an der Küste des
Peloponneses, die angeblich vor Zeiten zu Cerigo gehört hatten (Jan.
1850). Da schritt Frankreich vermittelnd ein, setzte die Entschädigung
des Pacifigo auf ihr Maß herunter, strich Palmerstons Inselforderungen
und dieser ließ es sich gefallen, weil er Frankreich nicht vor den Kopf
stoßen durfte. Er hatte doch hinlänglich gewonmen, indem er dem grie-
chischen Handel einen auf Jahre fühlbaren Schlag gegeben hatte; warum
zählte aber auch die griechische Handelsmarine trotz aller Wirren 3800
Schiffe mit mehr als 15,000 Seeleuten? warum wollte Griechenland
kein Krüppel bleiben, wie es doch das englische Interesse fordert? 1822
hatte Griechenland 675,000 Einwohner, 1856 über 1 Million; davon
kamen auf den Peloponnes über ½ Mill., auf Hellas 287,000, auf
die Inseln 249,000.
Die Türkei (1812— 1848).
Den Frieden von Bukarest (28. Mai 1812) erkaufte Sultan
Mahmud lII. mit der Abtretung des Landstriches vom Dniester bis zum
Pruth deßwegen so wohlfeil, weil Napoleon damals seine furchtbaren
Waffen gegen Rußland trug, aber in den folgenden Frjedensjahren be-
festigte sich das erschütterte türkische Reich nicht, sondern die Auflösung
machte immer weitere Fortschritte. Die Türkei zeigt hierin die gleichen
Erscheinungen, wie die verschiedenen großen afiatischen Monarchieen,
welche vor Jahrhunderten und Jahrtausenden von glücklichen Eroberern
gegründet wurden. So lange das erobernde Volk (Assyrer, Meder, Per-
ser, Parther, Neuperser, Araber, Türken) die rohe Kraft bewahrt, welche
ihm den Sieg über ein verweichlichtes Volk nach dem andern verschaffte,
so lange dauert seine Herrschaft unbestritten fort; hat es aber durch den
Genuß einer despotischen Herrschaft seine ursprüngliche Energie verküm-
mert (das geschieht immer zuerst bei der Dynastie und den Großen),
so beginnt die Empörung der Theile des Reichs und bereitet dasselbe
für die Eroberung durch eine fremde Macht vor. Daß das türkische