Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

434 Die Zeit von 1815 bis 1847. 
darauf ergab sich auch Bajazid mit andern minder wichtigen Plätzen. 
Während des Winters rüstete sich der Sultan zur kräftigen Fortsetzung 
des Krieges, fand aber bei den Moslemin, die ihm weder die Hin- 
schlachtung der Janitscharen noch seine Reformen verziehen, den nöthigen 
Anklang nichtz andererseits bemühte sich Oesterreich vergebens, Frank- 
reich und England zu einer Tripelalltanz zu bewegen, deren Zweck ge- 
wesen wäre, Rußland die Erneuerung des Krieges zu verbieten, den 
Sultan aber zur Haltung der vor dem Kriege bestandenen Verträge zu 
nöthigen; die belden Westmächte hatten sich in der griechischen Frage 
von Rußland zu weit führen lassen, als daß sie jetzt eine Frontänderung 
machen konnten. Im Frühjahre begann daher der Krieg wieder, zu 
welchem die Russen auch die Moldauwalachen in elnigen Freikorps ver- 
wendeten; am 17. Mat erschien die russische Hauptarmee, jetzt von 
Feldmarschall Diebitsch, einem geborenen Schlesier, angeführt, vor Si- 
listria, während der Großwesier Reschid Pascha, der Sieger von Athen, 
das Roth'sche Korps bei Parawedi an demselben Tage mit Uebermacht 
angriff und nur durch einen unerschütterlichen Widerstand an der voll- 
ständigen Vernichtung desselben verhindert wurde. Am 4. Juni brach 
Diebitsch von Silistria auf, dessen Belagerung er den nachrückenden 
Korps überließ, vereinigte sich mit den Ueberresten des Roth'schen Korps 
und nöthigte dadurch den Großwesier die Belagerung von Parawedi 
aufzuheben und auf Schumla zurückzugehen. Aber auf dem Marsche 
zwang ihn Diebitsch am 11. Juni bei Kuletscha zur Schlacht; die tür- 
kische Reiterel jagte eine steinige Anhöhe hinunter, wo jede europäische Rei- 
terei gestürzt wäre und hieb ein russisches Infanterieregiment zusammen, 
allein die andern hielten ruhig Stand und ihr Feuer, das von einer über- 
legenen Artillerie unterstützt wurde, zwang den Großwesier zur Flucht nach 
Schumla. Am 30. Juni ergab sich Silistria nach tapferer Vertheidigung 
und das Belagerungskorps wurde alsbald von Diebitsch an sich gezogen, der 
nun an den Uebergang über den Balkan dachte. Den Großwesier, der in 
Schumla liegen blieb, ließ er durch ein starkes Korps unter Suchtelen beob- 
achten, während Roth und Rüdiger über den Kamtschik gingen (18.—20. 
Juni) und bereits am 22. Juni den südlichen Abhang des Balkans hinabstie- 
gen, am 24. Burgas besetzten, wodurch die Verbindung mit der russischen 
Flotte hergestellt war, welche auch Siscepoll besetzt hatte. Im Juli wandte 
sich Rüdiger gegen Aidos, das Korps von Pahlen vereinigte sich mit ihm 
und endlich ging Diebitsch über den Balkan, da sich der Großwesier in 
Schumla festhalten und die Stimmung der Türken keinen allgemeinen Auf- 
stand befürchten ließ. Am 12. August schlug er ein türkisches Korps bei 
Sliwno und am 19. erschien er vor Adrianopel, am 20. kapitulierte die 
Stadt und der russische Vortrab drang bis Kirklissa vor. In Asien war es 
den Türken wo möglich noch schlimmer gegangen; Paskewitsch schlug sie am
	        
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