Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

436 Die Zeit von 1815 bis 1847. 
Skutari Mühe, der sich von Rußland während des Krieges durch das 
Versprechen, seine Unabhängigkeit anerkennen zu wollen, hatte ködem 
lassen und erst nach dem Frieden von Adrianopel, als er sich getäuscht 
sah, gegen die Russen losschlug, was ihm aber nur eine Niederlage 
durch General Geismar einbrachte. Reschid wandte gegen die Häuptlinge 
der Albanesen ein altes türkisches Mittel an; er lud sie nach Bitoglla 
zu einer Unterredung ein und ließ sie sämmtlich niederschießen. Mustafa 
selbst, dem sich 12,000 Bosnier anschloßen, wurde 1831 bestegt und 
in Skutari zur Ergebung gezwungen; daß Sultan Mahmud II. den ge- 
fangenen Rebellen und bald darauf Daud Pascha von Bagdad begna- 
digte, war jedenfalls ein Beweis, daß der Sultan persönlich einem hu- 
maneren Systeme nicht unzugänglich war. Als er auch die aus Kon- 
stantinopel verbannten Armenier zurückberief und ihnen ihre Häuser wie- 
der einräumte, in welchen sich Türken festgesetzt hatten, die Griechen auf 
Tenedos und Chios amnestierte, welche an der Revolution Theil ge- 
nommen hatten, eine türkische Zeitung erscheinen ließ, daneben aber die 
Zölle erhöhte und mehrere Handelszweige monopolisierte, sprach sich die 
Unzufriedenheit der Alttürken in häufigen Feuersbrünsten zu Konstanti- 
nopel aus, ohne daß jedoch die Anstifter aus Furcht vor der unerbitt- 
lichen Energie des Sultans weiter zu gehen wagten. 
Mahmud und Tehemet Ali. Schlachten bei Roniah (1832) und Risib (1839). 
Dagegen erhob sich nun Mehemet Ali gegen seinen bedrängten Ober- 
herrn; während des russischen Krieges weigerte sich der Satrape auf das 
Gebot des Sultans 20,000 Mann unter Ibrahim Pascha nach Konstanti- 
nopel zu schicken, bezahlte jedoch einen Antheil an der russischen Kriegskon- 
tribution, besetzte aber zugleich Kandia stärker, welche Insel er zu räumen 
verpflichtet war. Seine Absicht, Aegypten zum selbstständigen Reiche zu erhe- 
ben, konnte durch die Macht des Sultans nicht mehr verhindert werden und 
Mehemet Ali brauchte auch nur mehr Palästina und Syrien, Aegyptens 
Vormauern, zur Sicherung des Nillandes, da er Kypern und Kreta, die 
maritimen Vorposten, bereits inne hatte. Er begehrte daher 1831 unter 
sehr unschuldigen Vorwänden von dem Sultan die Festung St. Jcan 
d'Akre, was ihm natürlich abgeschlagen wurde. Dadurch wurde aber Ab- 
dallah, Pascha von Akre, sein persönlicher Feind und nahm einige tausend 
Fellahs auf, die vor Mehemet Alis Bedrückungen aus Aegypten geflohen 
waren. Er weigerte sich sie auszuliefern und nun marschierte Ibrahim 
Pascha im November 1831 gegen Akre und nahm es durch Kapitulation 
im Mai 1832; auch Jerusalem, Tripolis und die andern aus den Kreuzzü- 
gen her bekannten Städte wurden von den Aegyptern besetzt. Als die Auf- 
forderung des Sultans, Syrien zu räumen, kein Gehör fand, so sprach er 
den Bannfluch des Chalifen gegen Ibrahim und Mehemet Alt aus und
	        
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