Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Die Türkei. 437 
schickte ein Heer von etwa 50,000 Mann unter Hussein Pascha über den 
Taurus, während Ibrahim Damaskus besetzte. Am 6. Juli schlug dieser 
die Vorhut der türkischen Armee bei Hems (Emesa), worauf diese über den 
Taurus zurücksloh, ohne eine Vertheidigung der Gebirgspässe zu versuchen. 
Ibrahim machte jenseits des Taurus Halt, weil sein Vater einstweilen 
nicht mehr als Syrien wollte und dasselbe von dem Sultan zu er- 
halten hoffte. Allein dieser brachte während dieser halbjährigen Frist 
eine neue Armee auf und schickte sie unter Reschid Pascha gegen den 
stolzen Vasallen. Nun ging Ibrahim über den Taurus und rückte ohne 
Widerstand bis Koniah (Jkonium) vor. Dort lieferte ihm Reschid, sein 
Waffengefährte vor Missolunghi, am 21. Dezember 1832 die entscheidende 
Schlacht und verlor sie durch die Ueberlegenheit der ägyptischen Reiterei. 
Reschid selbst, der mit einigen Gardebataillonen verzweifelten Widerstand 
leistete, fiel schwer verwundet in die Gefangenschaft. Ibrahim machte aber- 
mals Halt und rückte erst im Januar 1833 bis Kutahia vor, wenige Tag- 
märsche von Brussa, und bedrohte demnach den Sultan in Konstantinopel. 
Dieser hoffte vergebens auf Unterstützung von Frankreich und England, 
welche seit 1829 gegen den russischen Einsluß in Konstantinopel nicht genug 
zu operieren wußten, erhielt aber keine und warf sich nun dem Kaiser von 
Rußland in die Arme. Dieser nahm ihn gerne auf, und schon am 20. Feb- 
mar 1833 ankerte eine russische Flotte unter Admiral Lazaref bei Bujukdere 
und schützte den Sultan gegen eine Revolution in Konstantinopel. Ibrahim 
hatte wieder Halt gemacht, als aber der französische Gesandte, Admiral 
Roussin, dem Sultan seine Vermittlung in dem Streite mit Mehemet Ali 
anbot und Zusicherungen machte, als ob der Aegypter dem Winke Frank- 
reichs gehorchen müsse, war eine bittere Enttäuschung die Folge; Mehemet 
Ali verweigerte stolz die Annahme der französischen Vorschläge und der Sul- 
tan hatte keine andere Wahl mehr als ein russisches Hilfskorps aufzuneh- 
men, das jenseits des Bosporus lagerte und durch eine Masse von Posi- 
tionsgeschützen Jbrahim von einem Versuche am Bosporus Stellung zu neh- 
men abschreckte. Am 4. Mai 1833 kam der Friede zu Stande; Mehemet 
Ali blieb dem Namen nach Vasall des Sultans, erhielt aber zu Syrien noch 
Adana und damit die Pässe des Taurus. Europäische Mächte hatten den 
Frieden zwischen dem Souverän und dem rebellischen Vasallen vermittelt, 
den letztern also gleich einem Souverän behandelt und damit den Bruch 
des seit 1815 geltend gemachten Staatsrechts besiegelt. Am 24. Mai 
marschierte Ibrahim Pascha ab, am 10. Juli segelte das russische Hilfs- 
korps nach Sebastopol und Odessa zurück, nachdem Graf Orlow den 
8. Juli den Vertrag von Hunkiar Chalessi auf 10 Jahre geschlossen 
hatte, in welchem sich die Pforte verpflichtete, auf Rußlands Verlangen 
die Dardanellen zu sperren und mit keiner andern Macht ein Bündniß 
zu schließen. Dieser Vertrag, der den Sultan zum Schutzbefohlenen
	        
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