Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Die Türkennoth. Sultan Solyman II. vor Wien. 33 
war, nahm er die von dem Sultan angebotene Kapitulation an; er 
durfte mit allen Rittern ehrenvoll abziehen, den zurückbleibenden Christen 
aber sicherte der Sultan freie Religionsübung und Unantastbarkeit ihres 
Eigenkhums zu. Hierauf rüstete er sich zur Eroberung Ungarnsz; die 
drohende Gefahr verhinderte aber den ungarischen Adel nicht im gering- 
sten nach wie vor zu tumultuieren und den König des letzten Restes von 
Ansehen und Einkommen zu berauben; selbst als des Sultans Aufbruch 
von Belgrad schon bekannt war, sammelten sich so wenige Herren um 
den König, daß dieser den 200,000 Türken kaum 25,000 Mann ent- 
gegenführen konnte. Am 29. August 1526 besiegte er das ungarische 
Heer bei Mohacz unter dem jungen König Ludwig II. (Sohn von 
Ladislaus VII.), der selbst in dieser Schlacht umkam, welche die Türken 
unter die sieben großen Siege des Islam rechnen. Deutschland erbebte 
bei dieser Nachricht; der Kaiser und sein Bruder Ferdinand, der durch 
Lurwigs Tod Kronerbe von Ungarn und Böhmen war, mahnten das 
Reich auf gegen den türkischen Bluthund, wie damals der Sultan ge- 
nannt wurde. Aber die Protestanten mißtrauten dem Kaiser mehr als 
sie die Türken fürchteten, und Luther selbst schrieb und predigte zuletzt 
gegen einen Türkenkrieg. Endlich (1529) rückte Solyman bis Wien 
vor und seine wilden Horden streiften tief in Oesterreich und Steyer- 
mark; Mord und Flamme bezeichneten ihren Weg, viele tausend Jung- 
frauen und Knaben wurden in die Sklaverei geschleppt. An den Mauern 
der Stadt Wien aber brach sich die Wuth der Türken; der Graf Niklas 
von Salm vertheidigte es, Frundsbergs würdiger Waffengefährte, und 
der Sultan lernte einsehen, daß das städtereiche Deutschland schwer zu 
erobern sein möchte (22. Sept. bis 14. Okt.). Er zog in das eroberte 
Ungam ab, als ein starkes Reichsheer anrückte; denn diesmal hatten 
sich die Deutschen zu einem Heerzuge vereinigt, weil auch das innere 
Land von den Türken bedroht war. In dem nicht türkischen Theile 
Ungarns machte der Woiwode von Siebenbürgen, Johann Zapolya, 
Ferdinanden die Krone als Schützling Solymans streitig, und als er 
tort war, übernahm Solyman die Vormundschaft über dessen Sohn 
Johann Sigismund, er besetzte Ofen (1541), wo die türkischen Paschen 
ihre Roßschweife aufpflanzten, ließ seinem Schützling nur Siebenbürgen 
und einen Theil von Niederungarn, wiederholte von Jahr zu Jahr ver- 
wüstende Einfälle, und Ferdinanden blieb in einem achtjährigen Waffen- 
fiillstande ein Theil von Oberungarn und die zunächst an Oesterreich 
und Steyermark gränzenden Komitate gegen einen Tribut von 30,000 
Goldgulden (1562). Haus Habsburg hatte min in Ungarn einen furcht- 
baren Feind statt einer Vormauer. 
Bumüller, Neue Zeit. 6. Aufl. 3
	        
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