Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

England. 449 
fanden es jedoch nicht nützlich einen vereinzelten militärisch und kommer- 
ciell unwichtigen Küstenpunkt zu behaupten und verkauften darum Parga 
in aller Stille an den albanesischen Pascha um gute spanische Piaster. 
Als die Einwohner es endlich erfuhren, zwangen sie die englischen Kom- 
missäre unter Todesdrohung, so lange in der Stadt zu verwellen und dem 
Pascha von Janina den Einmarsch zu verbieten, bis sie sich zur Aus- 
wanderung fertig gemacht hätten. Sie gruben die Gebeine ihrer Väter 
heraus und verbrannten sie, packten ihre Habseligkeiten zusammen und 
wanderten dann nach den jonischen Inseln oder zerstreuten sich in die 
weite Welt. Dies geschah 1816 gegen 3000 Christen; im gleichen Jahre 
wurde der Dey von Algier gezüchtigt, weil dieser Barbar es wagte die 
englische Flagge zu beleidigen. Lord Ermouth bombardierte den 26. und 
27. August das Raubnest und zwang den Dey zu dem Versprechen, 
künftig die englischen Schiffe in keiner Weise zu belästigen; für die an- 
deren christlichen Flaggen sorgte die englische Politik, die sich damals 
schon der Negersklaven so eifrig annahm, auf elne höhnische Weise. 
Statt dem Dey das Seeräuberhandwerk ein für allemal niederzulegen, be- 
gnügte sich England mit der Zusage, er werde in Zukunft die Mannschaft 
gekaperter christlicher Schiffe nicht mehr als Sklaven, sondern als Kriegsge- 
fangene behandeln, eine Unterscheidung, die ungefähr dasselbe werth sein 
mochte, wie wenn jemand statt der Hiebe Prügel erhält. 
In Ostindien nahmen es die klugen Insulaner ernsthafter mit den 
Nepalesen, die sie 1817 zum Frieden, zur Abtretung aller Eroberungen 
außerhalb Nepal und zur Freundschaft zwangen, und noch schärfer ver- 
fuhren sie mit den Mahratten. Diese räuberischen Krieger wurden in 
blutigen Schlachten, in denen man nicht Pardon gab, aufgerieben und 
ihre Fürsten als Vasallen unter englische Oberhoheit gestellt, so daß in 
ganz Vorderindien mit Ausnahme des Reiches Lahore keine eigentliche 
Macht mehr neben der britischen bestand (1819). Es dauerte auch nur 
bis 1824 und es erhob sich ein Krieg mit dem Reiche Birma, dessen 
stolzer Beherrscher selbst Veranlassung gab. Am 11. Mai wurde Ran- 
gun mit Sturm genommen, die Birmanen trotz ihres hartnäckigen und 
gutgeleiteten Widerstandes überall geschlagen, und hätte das Klima des 
Jrawaddithales die englische Armee nicht gezehntet und die Unkenntniß 
des inneren Landes die Operationen des Generals Kampbell nicht ge- 
hemmt, so wäre der Krieg im ersten Sommer zu Ende gegangen. So 
dauerte er aber bis 1826, wo Birma im Friedensschlusse vom 25. Fe- 
bruar Assam, Arrakan, Martaban, Tenasserim und Gentha abtrat. So- 
mit waren nicht nur die Gränzen Bengalens gesichert, sondern auch 
fester Fuß auf der Halbinsel jenseits des Ganges gefaßt, von der die 
Engländer auch die Niederländer zu entfernen wußten. Um sich gegen- 
seitig nicht in die Quere zu kommen, wurde nämlich am 17. März 1 1824 
Bumaller, Neue Zeit. 6. Aufl. 29
	        
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