Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Frankreich. 473 
starb, und Charles Louis Napoleon (jetzt Napoleon III.), an die Spitze 
der Revolutionäre im Kirchenstaate gestellt hatten. Louis Philipp sah daher 
ruhig zu, als die Oesterreicher mit der italienischen Revolution schnell 
fertig machten, doch besetzte er den 22. Februar 1832 Ankona gegen 
den Willen des Papstes und behielt es bis 1838, zu welcher Zeit zwischen 
ihm und den Kontinentalmächten die volle Harmonie hergestellt war. 
Diese litt nämlich etwas durch das Protektorat, welches Frankreich 
über den ehrgeizigen Mehemet Ali von Aegypten auszuüben schien (vygl. 
S. 438), sodann durch die sogenannte Quadrupelallianz (England, 
Frankreich, Donna Maria und Christine), welche Dom Miguel und 
Don Karlos den portuglesischen und spanischen Thron kostete; doch war 
das Interesse Louis Philipps für Donna Maria und anfänglich auch 
für Christinens Tochter Isabella offenbar sehr gering und zudem nur 
durch die Rücksicht auf England bedingt, denn für die eine that er gar 
nichts, der andern aber überließ er nur die Fremdenlegion, die auch in 
Spanien zu Grunde ging, aber nichtsdestoweniger wieder wie ein ver- 
griffenes Buch neu aufgelegt werden konnte. Sein Bemühen, der eng- 
lischen Umarmung los zu werden, zeigte sich gerade in der spanischen 
Angelegenheit am deutlichsten, denn der ehrgeizige Minister Thiers 
wollte mit Macht gegen Don Karlos intervenieren und dankte gegen 
die persönliche Politik des Königs polternd ab, als dieser nicht den 
Willen seines Ministers that. 
Endlich gesellte sich Louis Philipp den Kontinentalmächten bei, als 
dieselben mit den schweizerischen Behörden ernsthaft zu rechnen an- 
fingen. Es hatten nämlich Flüchtlinge aus ganz Europa sich in der 
Schweiz gesammelt und aus derselben die Küche gemacht, in der neue 
Revolutionsplane gebraut wurden. Anfangs sah die französische Re- 
gierung dieses Treiben nicht ungerne, und die schweizerische Tagsatzung 
gab den Gesandten der Mächte auf ihre Anfragen und Beschwerden 
sehr kurzen Bescheid, den der französische Gesandte Rumigny inspirierte, 
ja die französische Regierung ließ anfangs 1834 gegen 400 Polen in 
die Schweiz entwischen, welche unter General Ramorino in Savoyen 
einfielen, um dasselbe zu revolutionieren, aber bald wieder umkehrten; 
als jedoch zu den deutschen, italienischen und polnischen Flüchtlingen in 
der Schweiz auch republikanische aus Frankreich stießen und sich eine 
wohl organisierte Verschwörung zu einer radikalen Revolutionierung Eu- 
ropas ausbildete, führte Louis Philipp eine andere Sprache, an welcher 
die früher so ungebärdige der Schweizer sich sehr schnell polierte. Mehr 
noch nutzte dem König in den Augen des monarchischen Europa die 
Kraft und Geschicklichkeit, mit welcher er die Revolution in Frankreich 
selbst, so oft sie sich erhob, zu Boden schmetterte, und der tödtliche Haß, 
den alle Revolutionsmänner auf der Welt gegen ihn aufrichtig zur Schau
	        
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