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starb, und Charles Louis Napoleon (jetzt Napoleon III.), an die Spitze
der Revolutionäre im Kirchenstaate gestellt hatten. Louis Philipp sah daher
ruhig zu, als die Oesterreicher mit der italienischen Revolution schnell
fertig machten, doch besetzte er den 22. Februar 1832 Ankona gegen
den Willen des Papstes und behielt es bis 1838, zu welcher Zeit zwischen
ihm und den Kontinentalmächten die volle Harmonie hergestellt war.
Diese litt nämlich etwas durch das Protektorat, welches Frankreich
über den ehrgeizigen Mehemet Ali von Aegypten auszuüben schien (vygl.
S. 438), sodann durch die sogenannte Quadrupelallianz (England,
Frankreich, Donna Maria und Christine), welche Dom Miguel und
Don Karlos den portuglesischen und spanischen Thron kostete; doch war
das Interesse Louis Philipps für Donna Maria und anfänglich auch
für Christinens Tochter Isabella offenbar sehr gering und zudem nur
durch die Rücksicht auf England bedingt, denn für die eine that er gar
nichts, der andern aber überließ er nur die Fremdenlegion, die auch in
Spanien zu Grunde ging, aber nichtsdestoweniger wieder wie ein ver-
griffenes Buch neu aufgelegt werden konnte. Sein Bemühen, der eng-
lischen Umarmung los zu werden, zeigte sich gerade in der spanischen
Angelegenheit am deutlichsten, denn der ehrgeizige Minister Thiers
wollte mit Macht gegen Don Karlos intervenieren und dankte gegen
die persönliche Politik des Königs polternd ab, als dieser nicht den
Willen seines Ministers that.
Endlich gesellte sich Louis Philipp den Kontinentalmächten bei, als
dieselben mit den schweizerischen Behörden ernsthaft zu rechnen an-
fingen. Es hatten nämlich Flüchtlinge aus ganz Europa sich in der
Schweiz gesammelt und aus derselben die Küche gemacht, in der neue
Revolutionsplane gebraut wurden. Anfangs sah die französische Re-
gierung dieses Treiben nicht ungerne, und die schweizerische Tagsatzung
gab den Gesandten der Mächte auf ihre Anfragen und Beschwerden
sehr kurzen Bescheid, den der französische Gesandte Rumigny inspirierte,
ja die französische Regierung ließ anfangs 1834 gegen 400 Polen in
die Schweiz entwischen, welche unter General Ramorino in Savoyen
einfielen, um dasselbe zu revolutionieren, aber bald wieder umkehrten;
als jedoch zu den deutschen, italienischen und polnischen Flüchtlingen in
der Schweiz auch republikanische aus Frankreich stießen und sich eine
wohl organisierte Verschwörung zu einer radikalen Revolutionierung Eu-
ropas ausbildete, führte Louis Philipp eine andere Sprache, an welcher
die früher so ungebärdige der Schweizer sich sehr schnell polierte. Mehr
noch nutzte dem König in den Augen des monarchischen Europa die
Kraft und Geschicklichkeit, mit welcher er die Revolution in Frankreich
selbst, so oft sie sich erhob, zu Boden schmetterte, und der tödtliche Haß,
den alle Revolutionsmänner auf der Welt gegen ihn aufrichtig zur Schau