Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Das Königreich Belgien. 479 
nichts an ihrer Schärfe, sondern steigerten sich im Gegentheile und 
führten zu einer heftigen Kammeropposition, zu der sich Kathollken und 
Liberale vereinigten, während die zunehmende Bewegung in Frankreich 
sichtlich auf Belgien herüberwirkte. Ein strenges Preßgesetz sollte den 
Sprechern der Unzufriedenen den Mund schlleßen und in Folge desselben 
wurde de Potter, der offenbar noch mehr wollte als zu Kaiser Jo- 
sefs II. Zeiten der Advokat van der Noot, zu mehrjähriger Verban- 
nung verurtheilt (1828). Die Julirevolution konnte unter diesen Um- 
ständen nicht ohne Wirkung auf Belgien bleiben, die Ruhe erhielt sich 
jeroch bis zum 24. August, dem Geburtstag des Königs, dann gelang 
es im Theater zu Brüssel einen Tumult zu improvisieren, der allmählig 
in eine Revolntion umschlug, welchem Beispiele die größeren Städte 
Belgiens folgten, ohne daß es zu heftigen Kämpfen gekommen wäre, 
weil die belgischen Soldaten meistentheils dem Könige untreu wurden. 
Als Prinz Friedrich, der jüngere Sohn des Königs, in der zweiten 
Hälfte des Septembers Brüssel angriff, fand er dasselbe durch franzö- 
sische Mitwirkung schon so vorbereitet, daß er mit großem Verluste sich 
zurückziehen mußte, worauf die Revolution sich vollends über Belgien 
ausbreitete. Der Kommandant von Antwerpen, General Chasse, 
machte mit der Stadt, die mit sich nicht im Reinen war, ob sie sich der 
Revolution anschließen wolle oder nicht, einen Vertrag, demgemäß das 
Arsenal und die Citadelle nicht angegriffen werden sollten, wofür er 
seinerseits die Stadt in Ruhe zu lassen versprach. Indessen hetzten die 
Revolutionäre, denen bisher alles gelungen war, einen Pöbelhaufen an 
die aufgestellten Posten, die mit Flintenschüssen antworteten, worauf 
Chassé die Stadt einige Stunden von der Citadelle und den Kriegs- 
schaluppen von der Schelde bombardteren ließ und mit andern Gebäuden 
das große Lagerhaus niederbrannte (27. Oktober). Die Citadelle wurde 
seitdem vertragsmäßig respektiert, war aber mit einigen benachbarten 
Forts der einzige Platz in Belgien, wo die oranischen Farben noch auf- 
gepflanzt waren, denn der Kongreß zu Brüssel, der im September 
zusammengetreten war, erklärte alle Ansprüche des Hauses Oranien auf 
die Herrschaft über Belgien erloschen und wurde von der Konferenz 
in London (aus den Repräsentanten der fünf europäischen Großmächte 
bestehend) vorläufig anerkannt. Frankreich und England reichten der 
belgischen Revolution die Hände, dieses aus Eifersucht gegen die ver- 
einigten Niederlande, die zu einer See= und Handelsmacht aufblühten, 
welche unter Umständen für England gefährlich werden konnte, jenes 
konnte es nur erwünscht finden, einen kleinen Nachbarstaat mehr zu ha- 
ben, der bald oder spät in Frankreich aufgehen müßte. Der belgische 
Kongreß wies de Potter und andere Republikaner mit ihren Anträgen 
ab, erwählte dagegen den 3. Februar 1831 den Herzog von Nemours
	        
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