Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

486 Die Zeit von 1815 bis 1847. 
dem eigentlichen Rußland aufheben sollte. Aber russische Korps von 
beträchtlicher Stärke hüteten diese Provinzen und wurden der einzelnen 
Aufstände mit Leichtigkeit Meister, denn eine allgemeine Erhebung fand 
nicht statt, weil die Masse des Volkes, die Bauern, wenig Reigung 
dazu hatte; selbst der größere Theil des Adels hielt sich zurück und war- 
tete auf die Entscheidung des Kampfes durch die Armee, die umgekehrt 
von den Aufständen im Rücken eine Diversion forderte. Zu diesem Zwecke 
war der kühne Dwernicki mit 5000 Mann und 12 Kanonen am 
3. April (nach den glücklichen Schlägen Skrzyneckis gegen Geismar und 
Rosen) von Zamosk aufgebrochen und erschien am 10. in Volhynien 
jenseits des Bug, fand aber ditt gehoffte Unterstützung nicht; unter be- 
ständigen Gefechten mit dem doppelt so starken Korps des Generals 
Rüdiger öffnete sich Dwernicki den Weg nach Podolien, wo der Auf- 
stand mehr Anklang gefunden hatte, überschritt den Styr, wandte sich 
dann, als General Roth mit 18,000 Mann aus Podolten anrückte, 
gegen die österreichische Gränze, über welche er vom 27. April bis 
1. Mat sein Korps mit den eroberten Geschützen rettete, als er gegen 
den fünffach überlegenen Feind nicht länger Stand halten konnte. 
Dwernicki hätte sich aus Volhynien zurück an die Weichsel gewen- 
det, als er keinen allgemeinen Aufstand vorbereitet fand (die Adellgen 
waren meistens verreist oder krank), wenn es ihm noch möglich gewesen 
wäre; der alte General Sierawskti nämlich, der mit 9000 Mann, 
meistens ungeübten und schlechtbewaffneten Leuten, den russischen General 
Kreutz im Schach halten sollte, war zu weit vorgegangen und von die- 
sem am 17. und 18. April bis zur Vernichtung geschlagen worden, so 
daß Dwernicki von Zamosk abgeschnitten war. Skrzynecki entsantte 
zwar auf die Nachricht von Sieramkis Niederlage zwei Brigaden unter 
Chrzanowski lam 4. Mail) um Dwernicki Luft zu machen, derselbe er- 
reichte auch Zamosk glücklich, aber viel zu spät für Dwernicki. Darauf 
führte Skrzynecki selbst mit der Hauptarmee eine ebenso meisterhaft 
entworfene und angefangene als schlecht vollendete Unternehmung aus. 
Diebitsch wartete in seiner festen Stellung zwischen Bug und Weicksel 
mit der Front gegen Warschau die Verstärkungen ab, welche ihm über 
Lithauen zukommen sollten. Der polnische Feldherr ließ ihm gegenüber 
16,000 Mann unter Umineêki stehen und brach selbst mit 46,000 Mann 
gegen Lithauen auf; am 14. Mat ging er über die Narew und auf 
Lomza los, traf auch am 18. auf das Gardekorps unter dem Großfür- 
sten Michael, wurde aber durch dessen imposante Haltung von einem 
entscheidenden Angriffe zurückgeschreckt, worauf sich dasselbe fechtend zu- 
rückzog. Diebitsch hatte durch eine starke Rekognoscierung gegen Uminski 
sich unterdessen am 19. überzeugt, daß ihm die polnische Hauptarmee 
nicht mehr gegenüberstehe, daher zog er seine Streitkräfte möglichst schnell
	        
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