Die Aufstandsversuche in Italien. 491
und Polen befestigte, so lange war Polen die schwache Seite Rußlands,
seine Achillesferse; Kaiser Nikolaus aber hat es zu einem Vorwerke Ruß-
lands gemacht; Modlin ist als Neugeorgiewsk Festung ersten Ranges,
Warschau durch eine starke Citadelle beherrscht, Festungen und verschanzte
Lager sichern alle militärisch wichtigen Punkte, namentlich die Stellungen
zwischen Weichsel, Bug und Narew, die Napoleon als die stärksten in
Europa bezeichnete; eine russische Armee ist deßwegen in Polen nur sehr
schwer anzugreifen, während sie selbst Oesterreich und Preußen in der
Flanke steht, daher als Freund den nachrrücklichen Beistand gewähren,
als Feind aber das Herz dieser Monarchteen bedrohen kann.
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Zwölstes Kapitel.
Die Aufstandsversuche in #talien.
Seit 1821, wo die Militärrevolutionen in Piemont und Neapel
durch die Intervention Oesterreichs ein so rasches Ende gefunden hatten,
herrschte zwar auf der Halbinsel ununterbrochene Ruhe, die Thätigkeit
der revolutionären Verbindungen indessen entwickelte sich fortwährend
und umspannte besonders den Kirchenstaat und die Herzogthümer am
Po, trieb jedoch manche Ranken in die Lombardei, nach Plemont und
Neapel. Die Julirevolution fand trotzdem in Italien keine augenblick-
liche Nachahmung, weil man die Oesterreicher fürchtete, die damals noch
General Frimont kommandierte, der 1821 so wenig Federlesens ge-
macht hatte, und erst als die Tribunen in der französischen Deputierten-=
kammer den Sagtz aufstellten, Frankreich werde keine Intervention dul-
den, die etwa die eine oder andere Regterung gegen die Bewegungen
in einem fremden Staate zu unternehmen im Sinne hätte, welchem Ge-
rede die damals noch unbefestigte Regierung Louis Philipps nicht ent-
schieden widersprechen durfte, wagten im Februar 1831 die Karbonart
einzelne Schilderhebungen. Modena und Parma gingen mit dem
Beisplele voran, von Bedeutung jedoch war allein der Aufstand im Kir-
chenstaate, wo am 2. Febr. 1831 Gregor XVI. den Stuhl Peltri
eingenommen hatte. Die freche Bevölkerung des heruntergekommenen
Ferrara erhob sich zuerst, Bologna und die Städte der Romagna folg-
ten, selbst Ankona wurde von den päpstlichen Soldaten nicht behauptet
und bis Otrikoll spielten die Insurgenten den Meister. Papst Gregor
XVI. verließ aber Rom nicht, da er der Treue der Trasteveriner ver-
sichert war, und Oesterreich erklärte der französischen Regierung, daß es
das Interventionsverbot der Deputiertenkammer nicht anerkenne, sondern
auf jede Gefahr hin gegen die Revolution in Italien einschreiten werde.