Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

492 Die Zeit von 1815 bis 1847. 
Oesterreich war damals Sardiniens sicher, welches Land seit dem 27. April 
Karl Albert reglerte, dessen zweideutige Rolle, die er als Prinz von 
Karignan 1821 gespielt hatte, selbst bei den Revolutionärs vergessen 
war, die ihn als ihren grimmigsten Verfolger haßten. Ein sardinischer 
Unterthan, der reiche Genuese Mazzini, entfaltete damals zum ersten- 
male sein seltdem so berüchtigt gewordenes Talent als Revolutionschef. 
Er wurde der Präsident des Kongresses, den die empörten Provinzen 
des Kirchenstaates in Bologna veranstalteten und Nordamerika nach- 
ahmend eine föderative Republik errichteten. Doch 2 österreichische Dii- 
sionen beendigten den Kongreß so schnell, daß selbst die französische Depu- 
tiertenkam mer erst nach geschehener Sache mit parlamentarischen Blitzen 
gegen die Intervention losbrechen konnte; der Besetzung von Bologna 
ging ein leichtes Gefecht voran, und vor Rimini reichte der Angrif 
einer halben Schwadron Husaren hin, die feindliche Infanterie zu sprengen, 
worauf die Insurgenten in ihre Heimath liefen, die revolutionären Häupt- 
linge aber ihr Heil in der Flucht suchten. In Modena und Parma 
war die Ruhe ohne Schwertstreich hergestellt worden, nur Bologna em- 
pörte sich nach dem Abzuge der Oesterreicher Ende Dezembers noch ein- 
mal gegen die päpstliche Herrschaft, was Ende Januars 1832 die öster- 
reichischen Bataillone wieder zurückführte. Doch dauerte die Okkupation 
nicht lange; die Ruhe des Kirchenstaates wurde auch nicht gestört, als 
französische Truppen unter General Kubières in der Nacht des 22. Fe- 
bruar Ankona besetzten und trotz der Protestation des Papstes bis 
1838 nicht räumten; die französischen Truppen machten auch keine Miene, 
als ob sie eine Insurrektion hervorrufen wollten, sie gebärdeten sich 
vielmehr als Stützen der päpstlichen Autorität. 
Die Revolutionsjahre von 1830 und 1831 endigten somit in Ita- 
lien mit einem vollständigen Siege der Herrscher, aber das Feuer der 
Empörung glühte im Verborgenen weiter und fraß immer mehr und mehr 
um sich. Die italienische Verschwörung associerte sich mit den Verschwö- 
rungen anderer Länder, namentlich der französischen, die in Paris ihr 
Hauptquartier hatte, das Louis Philipps Polizel nie aufzuheben ver- 
mochte. Ein Theil des revolutionären Generalstabs lagerte in der Schweiz, 
wo sich eine Masse Flüchtlinge- verschiedener Nationen aufhielt und über 
neuen Revolutionen brütete. Von hier aus leitete Mazzini die italienische 
Verschwörung, die er als „Giovine ltalia“ (junges Italien) neu or- 
ganisierte. Schon 1833 wurde ein Zweig derselben in Mailand ent- 
deckt, ein anderer in Sardinien, worauf Karl Albert 18 Schuldige, welche 
dem Militär angehörten, kriegsrechtlich erschießen ließ, während der Kaiser 
von Oesterreich nur mit Gefängniß strafte. Im Februar des folgenden 
Jahres (1834) machten italienische und deutsche Ftüchtlinge mit 400 
Polen von der Schweiz aus einen Einfall in Savoyen, der jedoch kläg-
	        
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