Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Deutsche Zustände. 493 
lich mißlang und eben deßwegen für die Schweiz außer einigen scharfen 
Noten keine weiteren Folgen hatte. Schweizerische Soldtruppen dagegen 
stellten hauptsächlich 1837 die Ruhe auf der Insel Sicilien her, wo 
die Cholera zu barbarischen Auftritten Veranlassung gab, dergleichen in 
Europa nur die sicilische Bevölkerung fähig zu sein scheint. 
Im Jahre 1838 lleß sich Kaiser Ferdinand zu Mailand als 
König der Lombardei krönen und ertheilte darauf allen denen, welche 
wegen politischen Verbrechen in den Gefängnissen saßen, vollständige 
Amnestie, welche Handlung königlicher Gnade nicht nur in Oberitalien 
mit Jubel gefeiert, sondern auch in Deutschland laut gepriesen wurde; 
doch trübten sich die Zustände in Italien bald wieder, und hatten früher 
die französischen Revolutionen das verderbliche Feuer in Italien entzün- 
det, so fing jetzt die englische Politik an dasselbe geflissentlich zu schüren. 
Ihr Hauptmittel war bisher die Herabwürdigung der Regierungen, sei 
es durch offizielle oder offiziöse Kritik der Regierungshandlungen, oder, 
wo es anging, durch brutale Gewaltandrohung. Dies widerfuhr 1840 
dem König von Neapelj er hatte das Schwefelmonopol einer Gesell- 
schaft überlassen, die Steigerung der Preise inkommodierte die englische 
Industrie und nach einer kurzen Unterhandlung erschien plötzlich eine 
Flotte englischer Linienschiffe und Kriegsdampfer im Hafen von Neapel, be- 
drohte mit ihren Feuerschlünden den königlichen Palast und erzwang auf 
diese Weise, die dem bisherigen Völkerrecht unbekannt war, von einer be- 
freundeten Regierung die Zurücknahme der mißfälligen finanziellen Maßregel. 
Dreizehntes Kapitel. 
Deutsche Zustände von 1830 — 1840. Durch den Bundestag der konstitutionclle 
Tiberalismus gemaßregelt. 
Die Julirevolution überraschte in Deutschland höhere und niedere 
Kreise, nicht sowohl durch ihren Ausbruch, denn ein Zusammenstoß der 
von Polignak geleiteten Regierung mit der Deputiertenkammer war all- 
gemein als bevorstehend erkannt worden, sie überraschte vielmehr durch 
ihr vollständiges und schnelles Gelingen. In den konstitutionellen Staa- 
ten Deutschlands war der Jubel darüber jedenfalls lauter, als in dem 
größeren Theile Frankreichs selbst; die Tapferkeit der Pariser wurde bis 
zum Himmel erhoben und, wenn es möglich gewesen wäre, ihre Groß- 
muth noch höher, da kein nachträglicher Mord, keine Hinrichtung, keine 
Plünderung u. dgl. ihren Sieg entehrte. Die Leichtigkeit, mit der 
Karls X. Thron umgeworfen wurde, übte einen gewissen Zauber aus, 
denn es schien unbegreiflich, daß ein mächtiger Monarch durch einen 
einfachen Aufstand eines Theils der Pariser Bürgerschaft sein Land ver-
	        
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