Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Luther stirbt. 39 
Selbst ein Erzbischof, Hermann von Köln, ein gutmüthiger, aber 
unwissender alter Mann, begann in seinem Erzsprengel zu reformieren, 
fand übrigens bei dem Domkapitel kräftigen Widerstand; dagegen ver- 
mehrten Otto von der bayerischen Oberpfalz, Kurfürst Fried- 
rich von der Rheinpfalz und die Stadt Regensburg die Zahl 
der protestantischen Stände und schmalkaldischen Bundesglieder. Der 
Kaiser hatte bisher den Frieden ernstlich zu erhalten gesucht und den 
Protestanten so viele Zugeständnisse gemacht, daß eifrige Katholiken mit 
ihm unzufrieden waren. Aber sollte denn der Kaiser in Deutschland 
gegen die Protestanten Krieg führen und seine Besitzungen den Franzosen 
und Türken überlassen? Hätte Franz nicht gegen den Kaiser den Krieg 
erklärt, sobald in Deutschland der Religsonskrieg ausgebrochen wäre, 
und hätten dann die deutschen Fürsten, die katholischen nämlich, den 
Kaiser ernstlich unterstützt So wenig damals als später, darum ant- 
wortete Karl auch dem bayerischen Gesandten, als dieser 1543 in ihn 
drang: „Ich sehe wohl, daß es den deutschen Fürsten nicht 
sowohl um die Religion oder um die Lutherei zu thun ist, 
sondern allein darum, daß man auf beiden Seiten die Li- 
bertät (die Freiheit der Reichsstände) zu hoch und zu fast suchen 
und danach rechten will.“ Wäre der Kaiser 1521 Sickingens Auf- 
forderung gefolgt oder später Protestant geworden, so hätte es in Deutsch- 
land mit wenigen Ausnahmen nur katholische Fürsten gegeben, die mit 
dem König von Frankreich die Kirche und die sogenannte deutsche Frei- 
heit vertheidigt hätten. Aber Karl war ein aufrichtiger Katholik; er 
erwartete keine Ausgleichung des großen Zwiespalts, bevor nicht ein 
allgemeines Koncilium, nach welchem die Neuerer am meisten gerufen 
hatten, zusammenträte, über die neue Lehre entschiede, jeden Vorwand 
zu weiteren Appellationen abschnitte, zu gleicher Zeit aber in die zer- 
rüttete Kirche Ordnung und Disciplin zurückführte. Fände auch das 
Koncil kein Gehör, dann war der Keiser entschlossen, ernstlich einzu- 
schreiten; denn er hatte sich seiner Feinde, wenigstens der gefährlichsten, 
für einige Zeit entledigt, wie er glaubte. Auf sein Andringen schrieb 
Papst Paul III. auf den 1. November 1542 das allgemeine Koneil 
nach Trient im Südtyrol aus. 
Luther stirbt (18. Tebruar 1546). 
Luther erlebte in den letzten Jahren seines Lebens manchen Triumyph, 
insofern auch andere Nationen von der katholischen Kirche abfielen oder 
durch ihre Herrscher zum Abfalle gezwungen wurden; aber es machte 
ihm wenig Freude, daß die Schweizer auf Zwinglis Weg weiter gingen, 
und die romanischen Reformierten unter Kalvin denselben einschlugen; 
noch weniger konnte ihm die englische Reformation durch König Hein-
	        
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