England. Verfassungsreformen. 515
deutlichste Weisung für die Engländer, daß ihr seit Elisabeth und
Kromwell über Amerika behauptetes Prästigium zu Ende sei und die
Frist nicht mehr lang dauern könne, bis die Union jenseits des atlan-
tischen Oceans gebieten werde. Durch die Emancipation der Sklaven
hat sich aber England an Amerika gerächt; die größeren westindischen
Inseln sind dadurch zum künftigen Erbtheil der Schwarzen bestimmt, denn
sobald die englischen und spanischen Besatzungen aus Kuba, Jamaika,
Trinidad r2c. abziehen, sind die Schwarzen so gut Meister als auf
Hayti;z die Yankees werden dieselben nie bezwingen können und verge-
bens nach der „Perle des Golfs“ (Kuba) gelüsten. Außerdem ist die
Emancipation der Neger in den englischen Kolonteen eine stete Auffor-
derung an die 4 Millionen Sklaven in den südlichen Staaten Nordame-
rikas ihre Fesseln zu zerbrechen; die Negerregimenter, welche England
in Westindien unterhält, dürften bei einem Kriege zwischen England und
Nordamerika, wenn sie in einem seiner Sklavenstaaten gelandet werden,
für die Yankees gefährlicher werden, als die Hessen und andere deutsche
Miethtruppen, welche Howe, Bourgoyne und Kornwallis im vorigen
Jahrhundert gegen Washington führten. (Der große Bürgerkrieg in der
Union hat seitdem allen diesen Kombinationen ein Ende gemacht.)
Mit der Aufhebung des Sklavenhandels und der Emaneipation
der Sklaven hat England außerdem die amerikanischen Plantagen anderer
Nationen für die Zukunft ruiniert; die Einfuhr der Schwarzen aus Afrika
wird immer geringer, sie und die Sklavenzüchtung ersetzt den Verbrauch
derselben in den kubanischen, brasilischen 2c. Plantagen nicht, es mangelt
also an Arbeitskräften, welche weder durch die Miethung freier afrikani-
scher Arbeiter, noch durch die ostindischen Kulis ersetzt werden; das
Herbeiziehen armer, von aller Welt verlassener deutscher Auswanderer
hat Brasilien zwar mit Erfolg versucht, allein die Sterblichkeit unter
den statt Negersklaven verwendeten deutschen Auswanderern ist zu groß,
als daß der Nachschub aus Deutschland genügen könnte. Deßwegen muß
die Produktion von Kaffee, Zucker, [Baumwolle 2c. im tropischen Ame-
rika mit der Zeit abnehmen, Kuba, Brasilien, die Guyana 2c. ihre frühere
Bedeutung verlieren, wie sie Hayti verloren hat, während der Anbau der
sogenannten Kolontalwaaren in dem südöstlichen Asien seine große Zu-
kunft zu finden scheint. Die malaitsche Bevölkerung eignet sich nämlich
vortrefflich zur Plantagenarbeit, und wie dieselbe auszubeuten ist, haben
die Niederländer auf Java bewiesen, dessen 9 Millionen Einwohner gegen
geringen Lohn für die niederländische Handelsmatschapy (Gesellschaft)
die ungeheuren Kaffeemassen bauen, welche alljährlich in Rotterdam
versteigert werden. Die Hindu taugen fast eben so gut, wenn nicht
noch besser, als die Malaien zur Plantagenarbeit, und da Boden und
Klima des ostindischen Festlandes sowie seines Archipels dem Anbau
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