Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Entwaffnung der Mahratten. 523 
schönes Geschütz weg. Das Direktorium der ostindischen Kompagnie 
war jedoch, wie es scheint, mit den Unternehmungen des Generalgou- 
verneurs, der einen Anlaß zum Kriege suchte und überdies die Hindu 
den Mohammedanern gegenüber systemattsch begünstigte, nicht zufrieden 
und rief ihn zurück; die. Mahrattenfürsten behielten ihre Besitzungen 
unter britischer Schutzherrlichkeit, der sie bereits seit 1817 unterworfen 
waren. 
Dagegen versäumte es die britische Politik nicht, ihre Hand über 
das herrliche Pendschab auszustrecken und dem Reiche der Sikhs ein 
Ende zu machen. Die Sikhs (od. h. Schüler) sind ein Mischvolk, dem 
Hauptbestandtheile nach jedoch Hindu, und eine eigene Religionspartei. 
Der Stifter derselben war Nanak, gestorben 1559, der Erneuerer 
Guru Gowind, gestorben 1670; ihr Religionssystem ist ursprünglich 
ein Deismus, der zwischen der altindischen, nach Nanaks Behauptung 
nicht polytheistischen Religion, und dem Islam vermitteln sollte, hat 
sich aber allmählig der braminischen Abgötterei sehr genähert. Die 
Sikhs wurden von ihren muselmännischen Beherrschern (Großmogul, 
Persern, Afghanen) hart verfolgt, erhielten sich aber dennoch, setzten dem 
muselmännischen Fanatismus einen eigenen entgegen und errangen bei 
dem Zerfalle des persischen und afghanischen Reichs unter ihren Häupt- 
lingen (Radschas) eine gewisse Unabhängigkeit, konnten jedoch nur einen 
unruhigen militärischen Föderativstaat zu Stande bringen. Ueber die 
Häuptlinge erhob sich seit 1798 Rundschid Singh von Lahore; 
1811 hatte er bereits seine Anerkennung als Maharadscha, d. h. Ober- 
haupt der ganzen Konföderation, erkämpft, eroberte 1818 Multan, 
später Kaschmir und Peschawer, schulte einen Theil seines Heeres durch 
napoleonische Offiziere (Allard, Ventura, Avitabile 2c.) nach europäischer 
Weise ein und behauptete die Herrschaft über das Pendschab gegen die 
Angriffe der Afghanen, sowie gegen einheimische Aufstände. Als Dost 
Mohammed im Bunde mit Persien (und Rußland) Ostindien bedrohte, 
ging er ein. Bündniß mit den Engländern ein, starb jedoch schon den 
27. Juni 1839, worauf die in den asiatischen Staaten nach einem 
Thronwechsel gewöhnliche Anarchie folgte, indem sich Söhne und Neffen 
um den Thron und einzelne Provinzen stritten. Die Engländer machten 
zuletzt ein schiedsrichterliches Recht geltend, worauf die Sikhs, ohnehin 
wegen der Durchmärsche englischer Truppen und der Besetzung von 
Peschawer erbittert, insgesammt zu den Waffen griffen. Am 4. Dezem- 
ber 1845 überschritt ein zahlreiches Heer den Setletsch (den Haupt- 
stamm des Hyphasis oder Belah, des östlichsten Flusses im Pendschab) 
und lieferte der englischen Armee am 18. Dezember bei Mudki ein 
mörderisches aber unentschiedenes Treffen, ein zweites mit dem gleichen 
Erfolge bei Ferosschah den 21. Dezember, in welchem der tapfere
	        
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