Der Thronfolgekrieg in Spanien. 531
erklärte sich im Namen Karls V. als Generalkapitän der Provinzen,
versicherte ihnen die Aufrechthaltung der Fueros und gab dadurch der
Sache des Don Karlos Zusammenhang und Haltung. Den Oberbefehl
erhielt Thomas Zumala-Karreguf, geboren 1789, ein Baske, seit
1813 Offizier in der Armee, ebenso wenig Anhänger des alten Regierungs-
systemes als der das Königreich zerrüttenden Regentschaft, der von Don
Karlos als König die Wiederherstellung des gesetzlichen Zustandes er-
warten zu dürfen glaubte, während voraussichtlich Christine und Isa-
bella Spanien niemals Frieden und Orrdnung zu geben im Stande
waren. Dieser Mann organisierte, während er die Gebirgsthäler seiner
Heimath vertheidigte, die Guerillashaufen zu regelmäßigen Truppen,
sorgte für ihre Bedürfnisse mit eben so viel Umsicht als Liebe, wodurch
er ihre Anhänglichkeit in so hohem Grade gewann, daß sie ihn ihren
„Onkel Thomas"“, wegen seiner Siege aber den „großen Kapitän"“
nannten. Seine Taktik war die von allen großen Feldherren (zuletzt
von dem Erzherzog Karl) für die Vertheidigung eines Gebirgs vorge-
zeichnete; er ließ die feindlichen Kolonnen in dem Gebirge vordringen,
behielt seine Hauptmacht beisammen, warf sich dann auf die Spitze und
die Flanken einer einzelnen Kolonne, trieb sie hinaus, worauf die an-
dern eiligst abziehen mußten, wenn sie nicht abgeschnitten und vernichtet
werden wollten. Schon im April und Mai schlug er den General
Quesada im Borundathale, am 1. August den Obergeneral Rodil
im Thale der Ameskoas, am 18. August den General Karondelet bei
Abarzurza und am 4. September bei Viana, am 27. und 28. Oktober
gewann er bei Onate das erste Treffen in offenem Felde. Von diesen
Siegen war bereits Don Karlos Augenzeuge; derselbe täuschte in Eng-
land die ihn beobachtende Umgebung, schiffte nach Dieppe über, nahm
verkleidet seinen Weg über Paris, also mitten durch Frankreich, und
langte am 10. Juli wohlbehalten bei den Seinigen an. Er bestätigte
Jumala-Karregui als Oberbefehlshaber, steigerte jedoch die barbarische
Kriegsführung, die nur seiner Sache verderblich werden konnte. Rodil
nämlich, als Ayakucho an Metzeleien gewöhnt, ließ jeden gefangenen
Karlisten todtschießen, was Zumala-Karregui den Christinos reichlich
vergalt, als seine Versuche, eine menschlichere Behandlung durch eine
Uebereinkunft zu sichern, mißlungen waren. Rodil wurde von Mina
abgelöst, der sich im Unabhängigkeitskriege und im Jahre 1823 den
Ruf als Meister im Gebirgskriege erworben hatte, aber auch er richtete
gegen den karlistlschen Feldherrn nichts aus und legte wegen Krankheit
den Oberbefehl nieder (April 1835). Sein Nachfolger Valdez drang
kühn ins Gebirge vor, wurde aber in den Ameskoas vollständig ge-
schlagen und rettete kaum die Hälfte seines Korps nach Estella, das er
sowie fast alle Plätze in Navarra und Biskaya bald darauf räumen
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