532 Die Zeit von 1815 bis 1847.
mußte. Zumala-Karregul, der 20,000 Mann Fußvolk und 800 Reiter
befehligte, eine treffliche Mannschaft, die sich eben so muthig mit der
blanken Waffe als im Feuergefechte schlug, wollte auf Madrid losgehen.
Don Karlos jedoch, der auf seine Umgebung mehr hörte als auf seinen
erprobten Feldherrn, befahl die Belagerung Bilbaos. Zumala-Karregut
hatte bereits die Vorstädte genommen, da es ihm aber an Belagerungs-
geschütz fehlte, traf er die Anordnungen zum Sturme, wobei er am
15. Juni durch eine Flintenkugel verwundet wurde; die Ungeschicklichkeit
der spanischen Aerzte, die gegen den Rath eines englischen die Kugel
nicht herausziehen ließen, brachte ihm am 25. Juni 1835 einen schmerz-
haften Tod. Don Karlos mußte die Belagerung mit großem Verluste
aufheben; er hatte nicht nur seinen besten Feldherrn, sondern auch den
Mann verloren, dessen geistige Ueberlegenheit die Umgebung des Prin-
zen nie zu dem verderblichen Einflusse hätte vorrücken lassen, den sie
später ausübte. Zwar entwickelte jetzt Ramon Kabrera (geboren 1810
zu Tortosa, früher als Studierender der Theologie ein Thunichtgut),
der seine militärische Laufbahn mit einer Guerilla von 15 Mann er-
öffnet hatte, in Oberaragonien ein glänzendes Talent, schändete aber
seinen Namen durch Ausschweifungen, die er sich und seinen Soldaten
erlaubte, und durch wahnsinnige Grausamkeit; dazu hatte ihn allerdings
ein Offizier Minas gereizt, der Kabreras 72jährige Mutter erschießen
ließ, weil dieselbe an einer Verschwörung Theil genommen hatte, um
ihrem Sohne Tortosa in die Hände zu spielen, worauf Kabrera nicht
nur alle Gefangenen, sondern selbst die Weiber und endlich auch die
Kinder der Nationalgardisten erschießen ließ. Aehnlich wüthete in Ober-
katalonten der Graf Espanna, der sich in Berga festgesetzt hatte und
von dort aus einen Vernichtungskrieg gegen die kleineren katalonischen
Städte führte. Die Christinos erwiederten die Barbarei, und obwohl
bei ihnen England und Frankreich, bel Don Karlos die nordischen
Mächte einen Vertrag vermittelten, demgemäß die Gefangenen nach dem
bei den civiltsierten Nationen geltenden Kriegsrechte behandelt werden
sollten, so fing die Wütherei doch immer wieder neu an. Als die chri-
stinische Regierung in Folge der Quadrupelallianz die Hilfe ihrer Ver-
bündeten anrief und Louis Philipp die 5000 Mann starke Fremden-
legion aus Algier nach Spanien warf, England unter Lacy Evans
eine Legion von 8000 Mann und Portugal 6000 Mann unter das
Antas schickte, so verordnete Don Karlos augenblicklich, daß jeder ge-
fangene Fremde erschossen werden solle, und doch hatte er selbst auc
Fremde im Dienst, zuletzt ein ganzes Bataillon Ueberläufer aus der
Fremdenlegion. Diese Hilfe machte es den Christinos möglich, wirder
zum Angriffe überzugehen, und der in den baskischen Provinzen komman-
dierende General Kordova erfocht aufänglich einige Vortheile, ließ sit