Der Thronfolgekrieg in Spanien. 533
aber unbenützt, unterstützte überhaupt die Fremden nicht, die er gleich allen
Spaniern tödtlich haßte, so daß die Karlisten wieder frischen Muth schöpften.
Im Mai 1836 entsetzte Evans das belagerte St. Sebastian durch einen
blutigen Kampf, aber die darauf folgende Unthätigkeit Kordovas gab
Veranlassung, daß der karlistische General Gomez einen Zug unternahm,
der in der Kriegsgeschichte beispiellos ist. Derselbe brach nach Asturien
durch, wandte sich von christinischen Generalen verfolgt nach Leon, kam
bis Sepulveda und Guadalarara, schlug in der Nähe von Madrid ein
christinisches Korps, brandschatzte Kordova, Jaen und Almaden, wo er
in aller Eile die Quecksilberbergwerke möglichst verdarb, wurde zwar von
General Narvaez geschlagen, fand aber doch den Rückweg an den Ebro,
den er am 17. Dezember überschritt und mit 4000 Mann und unge-
heurer Beute zu Don Karlos zurückkam. Seitdem ist der Name Gomez
verschollen; das Gerücht sagt, er sei seiner politischen Grundsätze wegen
bei Don Karlos angeklagt und erschossen worden.
Der unthätige Kordova sollte das Kommando in den baskischen
Provinzen an Espartero abgeben, weigerte sich aber zu gehorchen und
mußte durch die Offiziere gezwungen werden. Die Karlisten belagerten
unter Villareal seit Ende Oktobers mit 15,000 Mann und 30 Be-
lagerungsgeschützen Bilbao und bedrängten es auf das äußerste, denn
der Besitz einer größern Stadt und eines Seehafens war für das Ge-
lingen ihrer Sache von entscheidender Wichtigkeit. Espartero wagte am
24. und 25. Dezember den Angriff auf das karlistische Lager, als sich
einige Regimenter wetteifernd zur Erstürmung der festesten Punkte der
feindlichen Stellung angeboten hatten; er erfocht einen vollständigen Sieg
und rettete dadurch nicht nur Bilbao, sondern auch Christinens Regentschaft,
sowie Isabellens Thronfolge und das ganze politische Wesen, welches
damit zusammenhing. Dafür wurde er zum Grafen von Luchana (dem
entscheidenden Punkte in der Schlacht bei Bilbao) erhoben und seine
Parteinahme in den polltischen Parteikämpfen wurde bald die den Aus-
schlag gebende. Dieser Mann war 1792 zu Granatula in der Mancha ge-
boren, der Sohn eines armen Wagners, trat 1808 als Student in das
Heer ein, wurde 1813 Hauptmann, 1824 in Südamerika, wo er gegen
die Insurgenten focht, Oberst, und kehrte nach der Schlacht bei Ayakucho
heim. Er war durch Spiel und Heirath ein reicher Mann geworden,
erklärte sich rasch und entschieden für Isabellas Thronfolge und wurde
zum Lohne Brigadegeneral, focht unter Mina und Kordova gegen die
Karlisten, ersetzte endlich den letztern als Kommandant des in den baskischen
Provinzen stehenden Heeres. Als einer der Ayakuchos gehörte er bisher
zu der Partei der Moderados, nahm aber seit seinem Siege bei Bilbao
eine beobachtende Stellung ein, indem er schon damals sich mit dem Plane
trug, sich der höchsten Gewalt während Isabellens Minderjährigkeit zu