Espartero stürzt die Regentin und führt selbst die Regentschaft. 541
Herren Lopez, Olozaga, Kortina u. s. w., die zu Esparteros Sturz am
meisten beigetragen hatten, mußten Spanien verlassen; die siegreiche
Partei hatte es aber nicht verschmäht, die junge Königin auf eine un-
verantwortliche Weise zu dem Sturze des Ministeriums Olo zaga zu
benutzen. Sie ließ Isabella II. nämlich erklären, Olozaga habe sie zur
Unterzeichnung eines Dekrets gezwungen, indem er die Thüre riegelte,
sie auf einen Sessel niederzog und ihr die Feder in die Hand gab. Der
gestüchtete Olozaga leugnete dies, seine zahlreiche Partei verbreitete seine
Erklärung in ganz Spanien, das nun die Wahl hatte, wem es glauben
wollte. Neue Aufstände der sogenannten Progressisten wurden blutig
niedergeschlagen, die Nationalmilizen entwaffnet, und Narvaez, der
1844 Präsident des Ministeriums wurde, das er thatsächlich seit Espar-
teros Vertreibung geleitet hatte, bewies sich als den Mann, der bei dem
Militär die Disciplin, bei den Revolutionslustigen den Schrecken vor
seiner unerschütterlichen Energie und Strenge und durch beides die Ruhe
in Spanien aufrecht zu erhalten im Stande sei. Eine wichtige Maß-
regel zur Beruhigung Spaniens, die Herstellung eines Rechtszustandes
zwischen Kirche und Staat, wurde unter Narvaez wenigstens angebahnt,
indem die verbannten Priester zurückgerufen, die gewaltthätigen Erlasse
von 1834—1843 ungiltig erklärt, der Verkauf der noch übrigen Kirchen-
güter eingestellt und von dem Staate ein größerer Beitrag für den Kul-
tus und die Unterhaltung der Geistlichkeit zugesagt wurde; wegen eines
Konkordats wurde mit dem pöäpstlichen Stuhle eifrig unterhandelt (es
kam erst im Januar 1851 zu Stande) und derselbe anerkannte im März
1845 Isabella II. als Königin von Spanien.
Das Ministerium Narvaez legte gegen Ende des Jahres 1844 den
Kortes wesentliche Abänderungen der Verfassung von 1837 vor und setzte
dieselben auch durch; neue Unruhen wurden augenblicklich erdrückt (21.
Januar 1845 Zurbano erschossen), ein Mordversuch gegen Narvaez schlug
abermals fehl, ein Zwist mit Marokko würde wenigstens nicht wie unter
Ferdinand VII. zur Schmach Spaniens beigelegt, der äußere und innere
Frieden schien für längere Zeit gesichert. Selbst die Rückkunft Christi-
neus mit Munoz störte die Ruhe nicht (obwohl die Börsenspekulationen
desselben eben nicht günstig beurtheilt wurden), weil gerade die Frage
wegen der Vermählung der Königin die ganze Nation beschäftigte. Die
natürlichste Lösung wäre wohl die gewesen, wenn sich Isabella II., wie
früher besonders von den Moderados gewünscht wurde, mit dem Grafen
Montemolin, dem ältesten Sohne des Don Karlos, vermählt hätte,
zumal Don Karlos zu Gunsten desselben 1845 seinen Ansprüchen auf
den Thron entsagt hatte. Der Graf von Montemolin wäre auf diese
Weise zwar nicht König, aber doch der Gemahl der Königin geworden,
und wer wollte diese hindern, wenn sie ihn zum Mitregenten erklärte 2