Das Vorparlament. Der Fünfßzigerausschuß. Das deutsche Parlament 2c. 629
heraufbeschworen, an deren Lösung sie scheitern mußte, weil dieselbe keine
deutsche, sondern eine europäische war, darum die Entscheidung den euro-
päischen Großmächten anheimfiel; endlich weil sie sich in Parteien spal-
tete, die sich so ziemlich das Gleichgewicht hielten. Oesterreich aner-
kannte niemals ein unbedingtes konstituierendes Recht des Parlaments
in Frankfurt für seine deutschen Länder, und Preußen ersah im Verlaufe
des Kriegs gegen Dänemark die Gelegenheit, die Stellung einer unab-
hängigen Regierung wieder einzunehmen (Waffenstillstand von Malm3).
Als Oesterreichs und Preußens Monarchen die Revolution bemeistert
hatten, war die Niederlage derselben auch in den Klein= und Mittel-
staaten entschieden; auf der Revolution beruhte aber die Macht des Par-
laments; war diese nicht mehr zu fürchten, so ließen sich die Reglerungen
auch nickt mehr von der Versammlung in Frankfurt Befehle geben; die
ihren Reglerungen gehorsamen Abgeordneten mußten dadurch in eine
Lage kommen, die sie zum Austritt bewog, und damit schrumpfte das
Parlament in einen Klub zusammen.
Unter den Parteien des Parlaments sahen die Republikaner diesen
Gang der Dinge gleich anfangs voraus, sie wollten deßwegen der Re-
volution nie Einhalt thun, sondern im Gegentheile derselben eine weitere
Ausdehnung geben; aber sie waren nur eine Minderheit und vermochten
daher in der Versammlung selbst nichts Bedeutendes. Dagegen benutzten
sie ihre Stellung als Parlamentsmitglieder, um durch Volksversamm-
lungen, besonders in der Umgegend (Heidelberg, Hanau, in der Pfalz,
in Hessen) zu agitieren. Vertraute von ihnen organisierten den Aufstand
zu Frankfurt am 18. September (Ermordung der beiden Abgeordneten,
des Generals Auerswald und des Fürsten Lichnowsky), um das
Parlament zu terrorisieren und aus demselben eine Nachbildung des
französischen Konvents von 1793 zu machen, was aber wegen der aus
Mainz herbeigezogenen Truppen mißlang; der dritte badische Aufstand,
bei dem die „Linke"“ des Parlaments schwer betheiligt war, scheiterte, wie
der damit verbundene rheinpfälzische, und Robert Blum, der nach Wien
reiste, um die Revolution zu fördern, fand dort seinen Untergang.
Die preußisch-deutsche Partei (kleindeutsche, später Gothaer ge-
nannt) überwog der Zahl nach nur mit wenigen Stimmen; ihr Plan
war, Oesterreich von Deutschland gänzlich auszuschließen und den König
von Preußen zum Kalser über das Stück Deutschland zu machen, das
nach der Trennung von Oesterreich noch übrig blieb. Dieser Partei
fällt es hauptsächlich zur Last, daß der Bruch zwischen Dänemark und
den Herzogthümern so tief ging und deßwegen so traurige Folgen für
die Herzogthümer hatte; sie wären als zu Deutschland gehörig ebenfalls
Bestandtheile des neuen Kaiserthums geworden und Preußen hätte durch
sie eine imponterende Stellung an der Nordsee und eine bessere als.