Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Der 13. März zu Wien und sein Gefolge rc. 631 
es nur möglich war, in den Grundrechten die französische Nationalver- 
sammlung der ersten Revolution nach. 
Der 13. März zu Wien und sein Gefolge. Radetzty, Zellachich und Windischgrätz. 
Raser Franz Joseph I. (2. Dezember 1849). 
Den entscheidendsten Einfluß auf den Gang der deutschen Revolution 
übte die Erschütterung der österreichischen Monarchie, weil sie ganz un- 
erwartet eintrat. Diese kaiserliche Monarchie war in den Augen des deutschen 
Volkes noch immer von dem Glanze des alten heil. römischen Reichs um- 
strahlt; es hatte noch nicht vergessen, daß Oesterreich den Eroberungsgelüsten 
Frankreichs ein Ziel gesetzt und in den sog. Befreiungskriegen durch seine 
Macht die Entscheidung gegeben hatte. Ueberdieß betrachtete man das 
patriarchalische Verhältniß der kaiserlichen Majestät zu dem Volke mit 
einer gewissen Ehrfurcht, sowie die Konsequenz der österreichischen Po- 
litik und ihre Offenheit Achtung einflößte. Allerdings blieb es nicht un- 
bekannt, daß der Kaiserstaat mit manchen Schwierigkeiten zu kämpfen 
habe, so namentlich mit finanziellen, indessen konnte es nach Anstrengun- 
gen, wie sie Oesterreich von 1792—1815 gemacht hatte, nicht wohl 
anders sein, die Revolution in Neapel und Plemont (1821), in Mo- 
dena und dem Kirchenstaate (1831) hatten ebenfalls störend gewirkt, 
aber bei den unermeßlichen Hilfsquellen, die in dem Kalserstaate fließen 
oder flüssig gemacht werden können, durfte man von der nächsten Zu- 
kunft alles erwarten, und wirklich behaupteten die Staatspapiere auf 
allen Börsen einen hohen Stand. Der Bürger in den großen und kleinen 
Städten hatte Arbeit und Verdienst, so daß er in einer Behaglichkeit 
leben konnte, wie sonst wohl nirgends auf dem ganzen Festlande, und ebenso 
verlautete nie etwas davon, daß die österreichischen Bauern, auch wenn 
sie nicht freies Grundeigenthum besaßen, ein kümmerliches Leben führten, 
gegen welche Unterstellung schon das kräftige Aussehen des kaiserlichen 
Militärs, das zu einem guten Theile aus dem Landvolke rekrutiert ist, 
Jeugniß abgelegt hätte. Von dem Preßzwange, dem Verbote vieler 
Bücher, der Beschränkung der Lehr= und Lernfreiheit und der Gewalt der 
alles überwachenden Polizel kursierten zwar viele Sagen, doch war beim 
Lichte besehen es in den meisten andern deutschen Staaten nicht viel anders 
als in Oesterreich, da jene Beschränkungen hauptsächlich diejenigen trafen, 
die sich ohnehin um Katheder und Bücher sowie um Parlamentsreden am 
wenigsten bekümmern, d. h. das gemeine Volk, während die Vornehmen, 
Reichen und Gelehrten sich die verbotenen Schriften leicht verschafften. Be- 
denklich erschien es jedoch, daß die türkisch-griechische Frage von Rußland, 
Frankreich und England ohne die Mitwirkung Oesterreichs geschlichtet wurde, 
sowie daß der russische Einfluß nicht nur über die Donaufürstenthümer, Ser- 
bien und Montenegro herrschte, sondern sich selbst auf die griechischen Unter-
	        
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