644 Die neue Revolutionsperiode.
entlang marschierte, und fortwährend durch kleinere Zuzüge, namentlich
durch den Haufen, welchen Struve, gleichfalls Advokat in Mannheim,
gesammelt hatte, sich verstärkte. Es lag im Plane, über Donauesckingen
durch das Höllenthal nach Freiburg vorzudringen; aber wüttembergische
Truppen zwangen durch ihre Aufstellungen den Haufen Heckers und
Struves von Donaueschingen und dann von Bonndorf und Lenzkirch
aus seitwärts zu ziehen, nicht minder einen unter Sigels Anführung
nachrückenden Haufen, hart längs der Schweizergränze sich zu halten.
In Waldshut trafen Hecker, Struve und Sigel mit ihren Freischaaren
zusammen, wohin der reiche Wirth Weishaar aus Lottstetten einen
neuen Haufen aus dem Kleckgau herbeiführte. Eine Schaar zog St.
Blasien zu über den höchsten Schwarzwald, die Hauptmacht aber längs
dem Rheine durch den badischen Oberrheinkreis in das Wiesenthal. Hecker
begegnete am 21. April bei Kandern badischen und hessischen Truppen
unter Friedrich von Gagernz dieser wollte ihn durch persönliche Unter-
redung von seinem Vorhaben abbringen, aber während derselben dräng-
ten sich die Freischaaren immer näher an die Truppen, nannten sie
Brüder, forderten sie zur Vereinigung mit ihnen für Deutschlands Frei-
heit auf 2c., und als Gagern von Hecker zurückgewiesen wurde und mit
dem Rufe: nun so muß denn doch Blut fließen! sich wandte und Feuer
kommandierte, wurde er augenblicklich von Scharsschützen, die sich ver-
steckt aufgestellt hatten, vom Pferde geschossen. Eine Salve des Mili-
tärs reichte hin, Heckers ganze Schaar zu zerstreuen; der Nachzug unter
Struve und Weishaar wartete bei Steinen das Schießen gar nicht mehr
ab; Hecker und Weishaar flüchteten sofort in die Schweiz, Struve saß
in Säckingen einige Stunden gefangen, wurde aber wieder losgelassen,
weil flüchtige Freischärler mit Niederbrennung der Stadt drohten. Sigel,
der die über den Schwarzwald ziehende Schaar mit Flüchtlingen von
Kandern her verstärkte, drang mit etwa 1500 Mann in gut angelegten
Seitenmärschen bis Güntersthal, einer Gebirgsöffnung bei Freiburg,
vor. Hier wurden die Freischärler jedoch von badischen und hessischen
Truppen so empfangen, daß sie eilends in das Gebirg zurückflohen und
sich verliefen (23. April). Freiburg im Breisgau, das sich zwischen
seinem Landesfürsten und den Revolutionären neutral erklärt hatte und
von verschiedenartigen Republikanern besetzt worden war, zu denen Struve
und Sigel mit ihrer Schaar hatten stoßen wollen, wurde am 21. von
General Hofmann einige Stunden mit Paßkugeln und Kartätschen
beschossen, und dann mit Sturm genommen; die Anführer flüchteten sich
glücklich, da eine Seite der Stadt nicht einmal cerniert war.
Zur Unterstützung dieser Aufstände führte G. Herwegh, der sich
in der letzten Zeit in Paris aufgehalten hatte, eine Schaar von etwa
900 deutschen Handwerksgesellen, denen sich einige Dutzend Franzosen