650 Die neue Revolutionsperiode.
des Kampfes alle Verwundeten, die in ihre Hände fielen, daher gaben
die Soldaten keinen Pardon, sondern tödteten alle, die Waffen führten,
und Brescia hatte es nur der in der österreichischen Armee einheimischen
Disciplin zu danken, daß es nicht geplündert und verbrannt wurde.
Modena und Parma wurden von österreichischen Truppenabthei-
lungen besetzt und kehrten zum Gehorsame gegen ihre Fürsten zurück, deß-
gleichen entsandte der Feldmarschall Radetzky ein Korps nach Toskana,
das am 11. Mai Livorno mit Sturm nahm und der Revolution in Tos-
kana ein Ende machte, ein anderes in die Romagna, das am 15. Mat
Bologna zur Erhebung nsthigte und am 19. Juni nach einer Belage-
rung von wenigen Wochen Ankona besetzte.
Nachdem der Feldmarschall sich den Rücken gesichert hatte, wandte
er einen beträchtlichen Theil seiner Macht gegen Venedig, welche Stadt
Kossuths Berichten und Versprechen vertrauend um jeden Preis Wider-
stand leisten wollte, wie der Diktator Manin erklärte. Die Belagerung
der Inselstadt oder vielmehr der Forts in den Lagunen kostete die öster-
reichische Armee eine größere Zahl Leute, als der Feldzug gegen Pie-
mont; diesen Verlust verursachte zum geringeren Theil das feindliche Feuer,
obwohl dieses überaus heftig war, sondern zum größeren Theil die Fie-
berluft der Lagunen, die um so schädlicher wirken mußte, als die Truppen
in den Laufgräben oft bis an den Gürtel im Wasser standen. Ihre Aus-
dauer und Entschlossenheit war aber unüberwindlich; die Laufgräben wurden
vorwärts gegen das starke Fort Malghera geführt und vom 23. bis 26.
Mat donnerten 100 Geschütze gegen dasselbe, die Bomben sprengten mehrere
Pulvermagazine in die Luft, zertrümmerten zwei Kasernen, tödteten oder ver-
wundeten ein Drittheil der Besatzung, welche in der Nacht vom 26./27. ihren
gut vertheidigten Posten räumte. Dessenungeachtet setzte das unzugängliche
Venedig (die herrliche Eisenbahnbrücke, Oesterreichs Werk, war theilweise
gesprengt) seinen Widerstand fort, denn es hatte eine Besatzung von
wenigstens 15,000 Mann aus verschiedenen Gegenden Italiens und selbst
eine Kompagnie geworbener Schweizer, die aber nie ernsthaft in das
Gefecht kam. Die strenge Blockade von der Land= und Seeseite ver-
ursachte aber bald einen zunehmenden Mangel an Lebensmitteln, dem sich
die Cholera zugesellte, und als endlich vom 29. Juli bis 17. August die
österreichische Artillerie Bomben und schwere Kanonenkugeln in die Stadt
selbst warf, verlangte die Bevölkerung von Manin, daß er kapituliere.
Am 22. August gewährte der Feldmarschall der venetianischen Municl-
palität die gnädigsten Bedingungen; die fremden Truppen echielten freien
Abzug, die Haupturheber der Empörung (40) mußten sich entfemen,
deßgleichen alle Offiziere, die zu den Venetianem übergegangen waren,
die ganze andere Bevölkerung erhielt Generalpardon und Amnestie.
Mit dem Falle Venedigs war für die Revolution der letzte Halt-