654 Die neue Revolutionsperiode.
2. August bei Debreczin, während die österreichische Armee unter Hay-
nau (Fürst Windischgrätz hatte am 12. April, sein Nachfolger Welden
das Oberkommando am 30. Mai an Haynau abgegeben) die ungarische
unter Dembinski am 4. und 5. August bei Szöreg warf, in raschen
Märschen an die Theiß vordrang, Szegedin besetzte und am 9. August
bei Temeswar die entscheidende Schlacht gewann, durch welche die
hartbedrängte Festung entsetzt und Dembinskis Heer zersprengt wurde.
Bet diesem hatte sich am Tage der Schlacht General Bem eingefunden,
aber nicht mit einem siegreichen Korps, sondern als Geschlagener; denn
am 22. Juni waren Oesterreicher und Russen unter Clam, Grotenhielm
und Lüders in Siebenbürgen eingedrungen, hatten bei Rußborgo, Illye-
falva, Schäßburg und Weißkirch gesiegt (31. Jult) und die Reste von
Bems Korps nach Deva gedrängt. Görgey, den Kossuth zum Dil-
tator hatte erklären lassen, konnte im besten Falle die Trümmer der ge-
schlagenen Heere an sich ziehen, aber keineswegs hoffen, daß er den Ar-
meen unter Paskewitsch, Haynau und Lüders einen erfolgreichen Wider-
stand leisten werde; deßwegen entschloß er sich zu einer Kapitulation und
ergab sich den 13. August mit 28,000 Mann und 142 Kanonen bei
Vilagos an den russischen Befehlshaber, nicht an den österreichischen,
wohl hauptsächlich, um die Oesterreicher zu kränken, vielleicht auch, weil
er auf russische Protektion rechnete. Seinem Beispiele folgten das Korps
Bems bei Deva den 18., Lazars bei Karansebes und Verseys bei Bo-
rosjeno den 20., Kosinskis bei Schibo den 25. August; Arad ergab sich
am 17. August, Peterwardein am 6. September, Komorn unter Klapka
am 27., — Ungarn war unterworfen. Kossuth, Dembinski, Bem,
Guyon (ein Engländer), Meszaros und mit ihnen ein Schwarm min-
der bedeutender Revolutionäre flüchteten sich bei Zeiten in die Türkei
und bereiteten derselben manche Verlegenheit, bis sie nach England oder
Nordamerika gingen, wo Kossuth in Volksreden so lange Haß gegen
Oesterreich predigte, bis man dort des oft wiederholten Schauspiels satt
wurde. So endete die ungarische Revolution; der Krlegszustand blieb
aber so lange über Ungarn verhängt, bis die öffentliche Sicherheit, die
durch Räubereien gefährdet wurde, wieder hergestellt war.
In Folge des Kriegsgerichts zu Arad endeten im Oktober eine
Anzahl von Insurgentenanführern, früher Offiziere in der kaiserlichen
Armee, die der offenen Rebellion, nach der Proklamterung der Re-
publik, gegen den Kaiser dienten, durch den Strang (so Kiß, Aulich,
Vecsey, Nagy Sandor, Leiningen-Westerburg, Dessewsky, Damjanich),
Ludwig Batthyany durch Pulver und Blei.