Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Das Parlament in Frankfurt (Reicheverfassung, Kaiserwahl). 655 
Das westliche Deutschlank. 
Das Parlament in Jran#fürt (Meichsversassung, Raiserwahl); dessen Uebersiedelung 
nach Stuttgart, gesprengt (18. Juni). Revolutionen und Revolutionsversuche. 
Die Erfolge der ungarischen Revolution vom März bis Juni („die 
fernen Donner der welthistorischen ungarischen Siege“, drückten sich die 
Herolde der Demokratie aus) ermuthigten die preußisch-deutsche Partei 
ebenso sehr als die Republikaner; denn die einen glaubten Oesterreich 
nicht mehr berücksichtigen, die andern es nicht mehr fürchten zu müssen. 
Das Parlament brachte am 28. März 1849 eine Reichs verfassung 
zu Stande, die von der Verfassung eines Bundesstaats nur wenige 
Spuren an sich trug und wählte an demselben Tage mit 290 Stimmen 
(248 protestierten gegen den Akt) den König von Preußen zum erb- 
lichen deutschen Kalserz der neue Thron war aber mit solchen Beschrän- 
kungen umzäunt, daß ihn der gewählte Fürst nicht besteigen konnte, außer 
mit dem Vorsatze, dieselben zu vernichten. Oesterreich protestierte und 
rief seine Deputierten zurück, Friedrich Wilhelm IV. aber lehnte die 
Wahl in entschiedener Weise ab, doch erklärte er in einer Circulardepesche, 
daß er bereit sei an die Spitze des deutschen Bundesstaates zu treten, 
der sich aus dem freiwilligen Beitritte deutscher Staaten bilden werde. 
Das Parlament war demnach von Oesterreich und Preußen definitiv 
aufgegeben, der Reichsverweser ging nach Gastein und erklärte, er werde 
seine Gewalt bald in die Hände der Regierungen zurückgeben (sein Rück- 
tritt erfolgte am 20. Dezember), Preußen, Hannover und Sachsen 
riefen ihre Deputierten gleichfalls (im Mat) zurück, Gagern, Dahlmann 
u. a. traten selbst ab, es blieben somit für das Parlament nur die 
Abgeordneten weniger Mittelstaaten, der meisten Kleinstaaten und die, 
welche dem Rufe ihrer Regierungen keinen Gehorsam leisteten, die ent- 
schlossenen Revolutionäre. Diese hofften auf den Erfolg der Revolutio- 
nen, zu welchen die Reichsverfassung den Anlaß oder Vorwand gab. 
Die Regierungen konnten sich zu deren Annahme unmäöglich anders ver- 
stehen, als mit dem Troste, ein kleineres Uebel sei für den Augenblick 
einem größeren, der Revolution, vorzuziehen. Die Reichsverfassung wurde 
dehbwegen in Baden, Darmstadt und Weimar angenommen und 
verkündigt, in Württemberg geschah es nach offenem Widerstreben 
des Königs, der König von Sachsen weigerte sich. Den Tag darauf 
(2. Mai) brach in Dresden der Aufstand aus, der umfassend ange- 
legt und wohl vorbereitet war. Ein beträchtlicher Theil der Stadt ge- 
rieth in die Hände der Aufrührer, die besonders aus dem Gebirge Zu- 
zug erhalten hatten, aber preußische Truppen, welche auf der Eisenbahn 
über Leipzig anlangten, schlugen mit den sächsischen die Revolution 
nieder (9. Mai). Dasselbe Schicksal hatten die Aufstandsversuche zu
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.