Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

Die Reorganisation in Oesterreich, Preußen und den dentschen Bundesstaaten. 665 
Dieser Weg war es jedenfalls nicht, auf dem die Hohenzollern= 
schen Fürstenthümer, Sigmaringen und Hechingen, zu Preußen kamen, 
sondern die Fürsten übergaben durch Vertrag vom 7. Dezember 1849 
ihre Souveränität an den blutsverwandten König von Preußen, weil 
ihre Unterthanen statt sich threr patriarchalischen Reglerung, wenn nicht 
dankbar, doch wenigstens fügsam zu erweisen, den revolutionären Tanz 
in Baden nachgeäfft hatten; deßwegen waren die Fürsten der Regierung 
satt und schickten ihre Unterthanen in die preußische Zucht. Die Hohen- 
zollernschen Fürstenthümer mochten gewissermaßen als Entschädigung für 
das Fürstenthum Neuenburg gelten, welches sich im März 1848 der 
Oberherrlichkeit des Königs von Preußen entzog, sich eine republlkanische 
Verfassung gab und somit thatsächlich aufhörte, zugleich Fürstenthum 
und schweizerischer Kanton zu sein. 
Von viel größerer Tragweite war die am 7. September 1851 
zwischen Preußen und Hannover abgeschlossene Zolleinigung, die 
auch Oldenburg einbegriff. Preußen hatte die Unterhandlungen ganz 
in der Stille geführt, legte den glücklich erzlelten Vertrag nicht den 
Regierungen der andern Zollvereinsstaaten zur Genehmigung vor, son- 
dern kündigte am 18. September den Zollverein, lud aber zugleich die 
Staaten des Zollvereins ein, denselben neu abzuschließen, wobei jedoch 
die mit Hannover vereinbarten Vertragsbestimmungen keine wesentlichen 
Aenderungen erfahren durften. Nach langen Unterhandlungen, während 
welcher die vertragsmäßige Dauer des Zollvereins ablief, der bekanntlich 
nicht auf ewige Zeiten, sondern jedesmal wieder auf eine bestimmte 
Periode abgeschlossen wurde, kam der neue Vertrag glücklich zu Stande, 
durch welchen der Zollverein zur allgemeinen Freude endlich an die Nord- 
see vorrückte. Preußens Vorgehen, durch das die süddeutschen Zollvereins- 
staaten sich hintangesetzt glaubten, bewog diese zu Unterhandlungen mit 
Oesterreich und führte dadurch, indem auch Preußen für gut fand ein- 
zulenken, zu dem Zoll= und Handelsvertrage zwischen dem Zollverein 
und Oesterreich, so daß nur noch die beiden Mecklenburg, Lauenburg 
und Holstein, Lübeck, Hamburg und Bremen der großartigen, national- 
ökonomischen Schöpfung fremd blieben. 
Daß die deutschen Klein= und Mittelstaaten leicht wieder in das 
Geleise zu bringen waren, als Oesterreich und Preußen freie Hand 
hatten, verstand sich von selbst. Der Bundestag half ihnen dazu, 
indem er am 23. August 1851 die Grundrechte förmlich aufhob; die 
alten Konstitutionen wurden wieder hergestellt oder die neuen so 
revidiert, daß die Regierungen und der Bundestag ihre Zustimmung 
geben konnten; theilweise jeroch, wie z. B. in Hannover, das in der 
Sturmeszeit die loyalste Haltung gezeigt hatte, blieb die Revision bis 
1857 noch im Gange. Dagegen sind die meisten Mittelstaaten in
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.