670 Die neue Revolutionsperiode.
wurde und ihm sehr gewogen blieb) erhielt im Januar 1854 das Kom-
mando gegen die Montenegriner, welche wenige Monate vorher einige
feste Gränzposten überrumpelt hatten und die Serben zum Kriege gegen
die Türken zu reizen versuchten. Montenegro, serbisch Czernagora,
d. h. schwarzer Berg, ein etwa 80 □ Meilen großes unfruchtbares, schwer
zugängliches Gebirgsland, zwischen Dalmatien, der Herzegowina, Bos-
nien und Albanien liegend, ist ein Rest des alten Königreichs Serbien,
der sich immer unabhängig erhielt und manchen türkischen Heerhaufen,
der sich in die Bergschluchten wagte, vernichtete. Seit Peter I. wurde
Montenegro von Rußland beschützt und gegen die Türkei gebraucht; der
damalige (seit Mai 1852) Fürst der Montenegriner, Danilo, aus
der Familie der Petrowitsch Njegosch, erschien persönlich in St. Peters-
burg, um seine Anerkennung und die seinem Vorgänger bewilligten Sub-
sidien in Empfang zu nehmen, während seine Leute die Fehde mit ihren
mosleminischen Nachbarn eröffneten. Dem halbbarbarischen Gebirgsvolke,
das etwa 100,000 Seelen stark sein mag, ist selne unfruchtbare Heimat
zu enge, daher strebt es nach Ausbreitung in die fruchtbaren Thalebenen,
welche unter türkischer Botmäßigkeit stehen, und sucht dieselben durch
Raubzüge heim. Der neue Angriff der Montenegriner veranlaßte den
Entschluß bei der Pforte, ihr Heer unter Omer Pascha zu einem ent-
scheidenden Schlage zu benutzen und das gefährliche Bergvolk zu unter-
werfen oder zu vernichten, woran sie unter den damaligen Umständen
von Rußland um so weniger gehindert werden konnte, als die Monte-
negriner es waren, welche den Frieden gebrochen hatten. Im Januar
1853 eroberte Omer Pascha wirklich einen Theil von Montenegro und
hätte ohne Zweifel den Rest überwältigt, wenn Oesterreich nicht einge-
schritten wäre. Der Kaiser Franz Josef schickte den Feldmarschalllieu-
tenant Grafen Christian von Leiningen nach Konstantinopel, welcher
dem Divan die Forderungen Oesterreichs überbrachte und eine perem-
torische Antwort verlangte (30. Jannar). Die Minister des Sultans
wollten zögern und unterhandeln, der französische und englische Gesandte
vermitteln, aber Leiningen verlangte eine unverklausulierte Antwort, und
da gleickzeitig ein starkes österreichisches Korps an die bosnische Gränze
rückte, willigte der Divan (12. Februar) in die Forderungen Oesterreichs
ein: Entschädigung für die Verluste, welche österreichische Unterthanen
durch die Schuld der türkischen Behörden erlitten; Sicherung der Rechte
der Christen in den bosnischen und albanischen Provinzen, Räumung
Montenegros und Wiederherstellung des Zustandes vor dem Kriege. So
rettete Oesterreich eine christliche Völkerschaft vor der Vernichtung durch
die Türken und gab den Türken sammt ihren christlichen Rathgebern
eine überraschende Lektion.