Belagerung Sebastopols. Schlacht bei Inkerman. 685
zur Krimerpedition durch kasemattierte steinerne Thürme, stellenweise
durch einen tiefen Graben, 6 Erdbastionen 2c. verstärkt worden; außer-
dem legten die Russen sogenannte Jägergräben an, d. h. Gruben mit
dem Erdaufwurf gegen den Feind, in welche sich Scharschützen postler-
ten, bildeten aus zusammengetragenen Steinen kleine Vorwerke und er-
schwerten so durch ihr Schützenfeuer die Annäherung des Feindes auf
jede Weise. Die Bastionen waren mit Geschützen des schwersten Ka-
libers, die zum Theil aus den Kriegsschiffen auf die Wälle geschafft und
von den Artilleristen der Marine bedient wurden, aufs vollständigste be-
waffnet, und innerhalb der Erdwälle waren schräg angelehnte, mit Erde
bedeckte Blendungen aus starken Balken errichtet, welche die gegen
Stürme bereit gehaltenen Soldaten vor dem feindlichen Wurffeuer schütz-
ten. In der Nacht vom 9. zum 10. Oktober wurden die Laufgräben
gegen die Festung eröffnet, und am 17. donnerten 126 schwere Ge-
schütze von der Landseite gegen die Festungswerke, welche kräftig ant-
worteten und keinen erheblichen Schaden litten; die Flotten beschoßen
gleichzeitig die Forts an der Seeseite, mußten sich aber bald übel zu-
gerichtet aus dem Bereiche des feindlichen Feuers zurückzlehen und
wagten seitdem keinen ernstlichen Angriff mehr. Die Belagerungs-
arbeiten rückten in den folgenden Tagen nur auf französischer Seite
voran, dagegen verstärkte sich Menczikow durch eine ganze Divlsion und
ließ am 25. vier Schanzen angreifen, welche die Engländer eine halbe
Stunde von Balaklawa zur Deckung ihrer Stellung angelegt, aber
nur mit wenigen Kanonen und einigen türkischen Bataillonen besetzt
hatten. Die Russen nahmen die Schanzen im ersten Anlaufe, schlugen
einen Angriff der englischen Reiterei zurück, wobel diese ein Drittheil
ihrer Leute verlor, und behaupteten drei Schanzen, so daß sie fortwäh-
rend den Verbindungsweg zwischen Balaklawa und dem englischen
Lager vor Sebastopol bedrohten. Die Belagerungsarbeiten der Eng-
länder rückten fast nicht mehr vorwärts, weil sie zu wenig Leute hatten,
um Balaklawa zu sichern und gleichzeitig gegen die Festung zu operie-
ren; überdies wüthete die Cholera in ihren Reihen, die nur unbedeu-
tende Verstärkung erhielten, da man einen Nachschub von 5000 Türken
nicht besonders hoch anschlagen durfte. Die Franzosen litten zwar
durch die Cholera nicht weniger, verstärkten sich jedoch durch eine fünfte
Division unter General Levaillant und rückten ihrerseits trotz des
furchtbaren Feuers der Russen der Festung immer näher; sie waren
entschlossen, sobald als möglich und um jeden Preis Bresche zu schießen,
um dle Festung zu stürmen, bevor Menczikow alle ihm zuellenden Ver-
stärkungen an sich gezogen hätte. Dieser war den Verbündeten, die
vielleicht über 65,000 Mann verfügen konnten, bereits überlegen und
griff frühe am 5. November die rechte Flanke der Verbündeten an,