58 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands 2c.
anlaßt hatten, so sahen die Hugenotten in den bourbonischen Prinzen
ihre natürlichen Beschützer und diesen Prinzen schloßen sich auch die Ka-
tholiken an, welche mit der Regierung der Guisen unzufrleden waren.
Den Hugenotten antworteten die protestantischen Rechtsgelehrten und
Theologen Frankreichs und Deutschlands auf ihre Anfrage, ob es er-
laubt sei, die Regierung der Guisen zu stürzen, mit ja, wenn es durch
einen Prinzen von Geblüt geschehe. Darauf entstand durch einen Edel-
mann de Barry die Verschwörung von Ambeise, welche von
Kondé geleitet wurde; Koligni wußte um sie, aber traute nicht recht;
die Verschworenen wollten sich des Königs bemächtigen, die Regierung
den Bourboniden übergeben und die Gutsen durch eine Reichsversamm-
lung richten. Das Unternehmen wurde jedoch vereitelt und kostete un-
gefähr 1200 Menschen das Leben, Kondé wurde in Orleans festgesetzt,
Anton von Navarra in seiner Wohnung bewacht. Die Gutisen wollten
sich jetzt ihrer Hauptfeinde entledigen, aber Franz II. starb den 5. Dez.
1560, und die auf die Gnuisen eifersüchtige Königin-Mutter Katharina
verständigte sich mit den Prinzen, übernahm die Vormundschaft des
1 1jährigen Thronfolgers Karl IX. und machte den Anton von Navarra
zum Generalstatthalter des Reiches. Nun verbanden sich die Guisen
mit dem Konnetable Montmorency und dem Marschall d'André und
fanden an Spanien und dem Kaiser einen Rückhalt, während Katharina
die Hugenotten insoweit zu begünstigen suchte, daß ihnen freie Religions-
übung gestattet würde. Dies scheiterte aber an dem Widerstreben des
Parlamentes in Paris, und endlich griff man zu einem Religions-
gespräch, durch welches die Wirren beseitigt werden sollten. Es fand
den 9. September 1561 in Poissy statt und dauerte bis Oktober, ohne
daß mehr ausgerichtet wurde, als bei ähnlichen Gelegenheiten in Deutsch-
land. Unterdessen breiteten sich die Hugenotten immer mehr aus, der
Prinz von Kondé trat an ihre Spitze und verband sich mit der Kö-
nigin Elisabeth von England; dagegen wandte sich Anton von
Navarra zu den Katholiken und rief die Guisen nach Paris. In dem
Städtchen Vassy kam es zwischen der bewaffneten Begleitung des Her-
zogs von Guise zuerst zu einem Wortstreit mit den Hugenotten, die in
der Kirche versammelt waren, die Begleiter des Herzogs machten von
ihren Waffen Gebrauch und eine Anzahl Hugenotten wurde bei diesem
Anlasse getödtet oder verwundet (1. März 1561). Darauf griffen die
Hugenotten zu den Waffen, aber Paris, das Kondé räumen mußte,
hielt zu den Guisen; auch der junge König wurde nach Paris gebracht,
die Königin-Mutter folgte selbst dahin nach und so waren die Guisen
abermals an der Regierung. Unterdessen eroberte Kondé eine Menge
Städte und war den Katholiken so lange überlegen, als Einigkeit in
seinem Lager herrschte; der Krieg breitete sich über ganz Frankreich aus