Friede zu Paris. Der Hat Humayum. 693
nicht zu leugnen, aber der französische Kaiser fühlte sich keineswegs
berufen zur Wiederherstellung derselben einen neuen Feldzug zu unter-
nehmen, und so mußte sich England trotz seines Unwillens zur Aufnahme
neuer Friedensunterhandlungen bereit erklären. Der Graf Buol-Schauen-
stein überschickte die Friedensbedingungen nach Petersburg; dieselben
verlangten die gänzliche Aufgabe des russischen Protektorats über die
Donaufürstenthümer, die sichergestellte Freiheit der Donau, Rektifikation
der russischen Gränze gegen die Moldau, Neutralisierung des schwarzen
Meeres, Sicherstellung der Rechte der Christen in der Türkei, und über-
dies behielten sich die kriegführenden Mächte das Recht vor, im Interesse
Europas noch besondere Bedingungen aufzustellen. Anfangs widerstrebte
das russische Kabinet der unbedingten Annahme, als man ihm aber einen
Termin (bis 18. Januar) stellte, nach dessen Ablauf der ssterreichtsche
Gesandte Petersburg verlassen würde, willigte es (16. Januar) ein,
und 1. Februar 1856 unterzeichneten die Vertreter Oesterreichs, Frank-
reichs, Englands, Rußlands und der Türkel die Friedensprälimina-
rien, denen auch der deutsche Bund (21. Februar) beistimmte, mit dem
Vorbehalt jedoch, die etwalgen im europätschen Interesse zu stellenden
Auträge der kriegführenden Mächte prüfen zu wollen.
Die Friedenskonferenzen, denen diesmal auch Sardinien und zuletzt
noch Preußen anwohnten, wurden am 26. Februar zu Paris unter
dem Vorsitze des französischen Ministers des Auswärtigen, des Grafen
Waleweki, eröffnet; am 1. März wurden bereits die Präliminarien
und am 30. März der definitive Friedensschluß unterzeichnet. In
demselben entsagte Rußland dem Protektorate über die Donaufürsten-
thümer und Serbien, anerkaunte die Neutralisierung des schwarzen Mee-
res, sowie die Freiheit der Donauschifffahrt, begab sich des Rechts einen
neuen Waffenplatz am schwarzen Meere herzustellen und gleich der Türkei
mehr als zehn Kriegsschiffe des untern Rangs auf dem schwarzen Meere
zu halten, und trat endlich ein Stück von Bessarabien an die Moldau
ab, so daß die russische Gränze den unteren Pruth und die Donau nicht
mehr erreicht; die Rechte der christlichen Unterthanen der Pforte setzte
ein Ferman fest, welchen der Sultan den kontrahirenden Mächten mit-
zutheilen versprach; die Bereinigung einiger Punkte, so namentlich die
Organisation der Donaufürstenthümer, wurde einstweilen noch verschoben.
Die Ratifikation des Vertrages durch die Souveräne erfolgte in kurzer
Zeit, so daß der Friedenszustand wieder über ganz Europa seine Fittige
ausbreitete; jedoch schloßen Frankreich, England und Oesterreich
am 15. April einen besonderen Vertrag für die strikte Durchführung und
Aufrechthaltung dieses neuesten Pariser Friedens ab. Rußland verlor in
diesem Pariser Frieden zwar keine 200 □Meilen von seinem Gebiete,
also nicht ½6% Prozent seines Areals, allein dieses kleine Stück war