Zweites Kapitel
Abreise des Bundeskanzlers auf den Kriegsschau-
platz Tch folge ihm zunächst nach Saarbrüchen—
Weiterfahrt von da bis zur französischen Grenze
Das mobilistierte Kuswärkige Amt
r1pr 31. Juli 1870 nachmittags fünf und einhalb Uhr fuhr
der Kanzler, begleitet von seiner Gemahlin und seiner Tochter,
der Komtesse Marie, aus seiner Wohnung auf der Wilhelmstraße
nach dem Bahnhofe, um sich mit König Wilhelm auf den Kriegs-
schauplatz und zunächst nach Mainz zu begeben. Einige Räte des
Auswärtigen Amtes, ein expedierender Sekretär des Zentralbüreaus,
zwei Chiffreure und drei oder vier Kanzleidiener waren bestimmt,
ihm zu folgen. Wir andern begleiteten ihn, als er, den Helm
auf dem Haupte, in der Hausflur unter den beiden Sphinxen der
Treppenwangen in den Wagen stieg, nur mit guten Wünschen.
Auch ich hatte mich schon darein ergeben, den Krieg bloß auf der
Landkarte und in den Zeitungen mitzumachen. Denn der Minister
hatte, als ich ihm einige Tage nach der Kriegserklärung die Bitte
vortrug, mich mitzunehmen, falls ich nützlich sein könnte, die
Antwort erteilt, das werde darauf ankommen, wie sich das Haupt-
quartier einrichte; vorläufig sei kein Platz für mich vorhanden. Doch
sollte es sich bald günstiger für mich gestalten.
Am 6. August abends traf das Telegramm vom Siege bei
Wörth im Ministerium ein. Eine halbe Stunde später, nachdem es
Feierabend gegeben hatte, überbrachte ich die frohe Botschaft noch frisch
und warm einer Gesellschaft von Bekannten, die in einer Weinstube
der Potsdamer Straße der Dinge, die da kommen sollten, wartete,
und — nun, man weiß ja, wie der deutsche Mann gute Kunde
gern feiert. Es war aber eine sehr gute Kunde, und so wurde sie