Full text: Central-Blatt für das Deutsche Reich. Zwanzigster Jahrgang. 1892. (20)

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In der Regel ist ein 200 mm-Rohr zu benutzen; bei Zuckerlösungen, welche trotz aller 
Klärungsversuche trübe beziehungsweise dunkel geblieben sind, ist die Benutzung eines 100mm-Rohres 
vorzuziehen. 
Die Beobachtungsröhren sind in der Regel aus Messing oder Glas gefertigt; ihr Verschluß 
an beiden Enden wird durch runde Glasplatten, sogenannte Deckgläschen, bewirkt. Festgehalten 
werden die Deckgläschen entweder durch eine aufzusetzende Schraubenkapsel oder durch eine federnde 
Kapsel, welche über das Rohr geschoben und von der Feder festgehalten wird. 
Die Röhren müssen auf das gründlichste gereinigt und gut getrocknet sein. Die Reinigung 
geschieht zweckmäßig durch wiederholtes Ausspülen mit Wasser und Nachstoßen eines trockenen 
APfropfens aus Filtrirpapier mittelst eines Holzstabes. Die Deckgläser müssen blank geputzt 
Vorbereitung 
des Polari- 
sationsappa- 
rats zur Be- 
obachtung. 
Nullpunkt- 
einstellung. 
sein und dürfen keine fehlerhaften Stellen oder Schrammen zeigen. Beim Füllen des Rohres ist 
seine Erwärmung durch die Hand zu vermeiden. Man faßt deshalb das unten geschlossene 
Rohr am oberen Theil nur mit zwei Fingern an, gießt es so voll, daß die Flüssigkeitskuppe die 
obere Oeffnung überragt, wartet kurze Zeit, um etwa entstandenen Luftblasen Zeit zum Auf- 
steigen zu lassen und schiebt das Deckgläschen von der Seite in waagerechter Richtung über die 
Oeffnung des Rohres. Das Aufschieben des Deckgläschens muß so schnell und sorgfältig aus- 
geführt werden, daß unter dem Deckgläschen keine Luftblase entstehen kann. Ist das Ueberschieben 
des Deckgläschens das erstemal nicht befriedigend ausgefallen, so muß es wiederholt werden, 
nachdem man das Deckgläschen wieder geputzt und getrocknet und die Kuppe der Zuckerlösung im 
Rohr durch Hinzufügen einiger Tropfen der Flüssigkeit wieder hergestellt hat. Nach dem Auf- 
schieben des Deckgläschens wird das Rohr mit der Kapsel verschlossen. Erfolgt der Verschluß mit 
einer Schraubenkapsel, so ist mit peinlicher Sorgfalt darauf zu achten, daß dieselbe nur so weit an- 
gezogen wird, daß das Deckgläschen eben nur in fester Lage sich befindet; ist das Deckgläschen zu 
fest angezogen, so kann es optisch aktiv werden und man erhält bei der Polarisation ein unrichtiges 
Ergebniß. Ist die Schraube zu stark angezogen worden, so genügt es nicht, dieselbe zu lockern, 
sondern man muß auch längere Zeit warten, bevor man die Polarisation vornimmt, da die Deck- 
gläschen das angenommene Drehungsvermögen zuweilen nur langsam wieder verlieren. Um sicher 
zu gehen, wiederholt man alsdann die Beobachtung mehreremale nach Verlauf von je 10 Minuten, 
bis das Ergebniß eine Aenderung nicht mehr erleidet. 
Nachdem das Rohr gefüllt ist, wird der Polarisationsapparat zur Beobachtung bereit 
gemacht. Derselbe soll in einem Raum aufgestellt werden, welcher durch Verhängen der Fenster 
und dergleichen nach Möglichkeit verdunkelt ist, damit das Auge bei der Beobachtung durch seitliche 
Lichtstrahlen nicht gestört wird. Mit größter Sorgfalt ist darauf zu achten, daß die zum Apparat 
gehörige Lampe in gutem Stande sei. Die Reflektorlampe von Schmidt & Hänsch ist 20 bis 30 cm, 
eine gewöhnliche Lampe von geringerer Lichtintensität 10 bis 15 cm vom Apparat entfernt aufzustellen. 
Nach dem Anzünden wartet man ab, bis die Lampe ganz gleichmäßig brennt. Jede Veränderung 
der Beschaffenheit der Flamme, sowie der Entfernung der Lampe vom Apparat, also jedes Hoch- 
oder Niedrigschrauben des Dochtes beziehungsweise der Flamme, jedes Vorwärtsschieben oder 
Drehen der Lampe beeinflußt das Ergebniß der Beobachtung. 
Durch Verschiebung des Fernrohrs, welches an dem vorderen Ende des Apparats sich be- 
findet, stellt man denselben alsdann so ein, daß der Faden, welcher das Gesichtsfeld im Apparat 
in zwei Theile theilt, scharf zu erkennen ist. Man drückt dabei das Auge nicht an das Augenglas des 
Fernrohrs an, sondern hält es 1 bis 3 cm davon ab und sorgt dafür, daß der Körper während 
der Beobachtung in bequemer Stellung sich befinde, da jede unnatürliche Stellung desselben zu 
einer störenden Anstrengung des Auges führt. Wenn der Apparat richtig eingestellt ist, muß das 
Gesichtsfeld kreisrund und scharf begrenzt erscheinen. Man beruhige sich niemals mit einer unvoll- 
kommenen Erfüllung dieser Vorbedingung, sondern ändere die Stellung der Lampe beziehungsweise 
des Apparats und des Fernrohrs so lange, bis man das bezeichnete Ziel erreicht hat. 
Alsdann schreitet man zur Einstellung des Nullpunkts. Für Anfänger ist es rathsam, dabei 
ein mit Wasser gefülltes Rohr in den Apparat zu legen, weil dadurch das Gesichtsfeld vergrößert 
und die Beobachtung erleichtert wird. « 
« Bei einem Farbenapparat muß der Einstellung des Nullpunkts diejenige der sogenannten 
teinte de passage vorausgehen. Man dreht zu diesem Behuf die rechte seitliche Schraube so lange, 
 
	        
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