— 440* —
Anlage 9.
(Bfr. D. 8. 22.)
Anleitung
zur
Prüfung des zur Verwendung als Denaturirungsmittel bestimmten Essigs.
Zur Prüfung des Essigs auf seinen Gehalt an Essigsäure wird eine Lösung von 1 Gramm
Phenolphtalêsin in 500 Gramm Branntwein von mindestens 93 Gewichtsprozent hergestellt und ein amt-
lich beglaubigter Essigprober benutzt. Der Essigprober ist eine unten geschlossene cylindrische Glasröhre
mit Fuß, die mehrere Theilmarken trägt. Die unterste Marke begrenzt einen inneren Raum von 20 Kubik-
centimeter; oberhalb dieser Marke befinden sich 12 bis 14 der Reihe nach numerirte Theilstriche, deren
je zwei benachbarte einen inneren Raum von 1 Kubikcentimeter begrenzen. Der Essigprober wird mit
dem Essig bis zur untersten Theilmarke gefüllt, dazu ein, auch wohl zwei Tropfen der Phtalêinlösung
gethan und endlich vorsichtig gerade so viel Doppelt-Normal-Natronlösung zugegossen, bis die vorher
farblose Flüssigkeit sich roth färbt und die rothe Farbe auch nach erfolgter Schüttelung behält. Die
Nummer des Theilstrichs, bis zu dem die Flüssigkeit nunmehr reicht, zeigt den Gehalt des Essigs an
Essigsäure in Prozenten an.
Da der Gehalt der Doppelt-Normal-Natronlösung an Aetznatron und damit ihr Wirkungswerth
durch den Einfluß der Luft verändert wird, ist ihre Beschaffenheit längstens zwei Tage vor jeder Ver-
wendung zu prüfen. Dies geschieht mit Hülfe einer volumetrischen Normalsäure (Essigsäure, Salzsäure
oder Schwefelsäure), welche aus einer Apotheke oder von einem als zuverlässig bekannten Chemiker zu
beschaffen und in einer sauberen, durch Glas-, Kautschuck= oder glatte Korkstopfen wohl verschlossenen
Flasche zu verwahren ist. Volumetrische Normalsäuren sind solche, die im Liter die ihren chemischen
Aequivalenten entsprechende Anzahl von Grammen an reiner Säure enthalten. Diese Anzahl ist für
Normal-Essigsäure 60,04 Gramm, für Normal-Salzsäure 36,46 Gramm, für Normal-Schwefelsäure
49,04 Gramm. Die Normalsäure wird genau wie ein zu prüfender Essig in den Essigprober gegossen,
bis die unterste Marke erreicht ist und nach Zusatz von Phtalêinlösung allmählich mit der Doppelt-
Normal-Natronlösung versetzt, bis Rothfärbung eintritt. Der Flüssigkeitsspiegel soll dann den Theil-
strich 6 gerade erreichen oder ihn höchstens um ein Viertel des Abstandes bis zum nächsten Theilstrich
überschreiten. Ist mehr Natronlösung erforderlich, so ist sie zu verwerfen und durch neue zu ersetzen.