Das Fürstenhaus. 91
„Der Kurfürst von Sachsen gilt in der öffentlichen Meinung und bei
verständnisvollen Fürsten als ein Fürst, der seine Achtung verloren hat, da
er immer nur der Rube oder seinem Dergnügen lebt, dem TLaster ergeben
und unfähig ist, wichtigen Angelegenheiten im Kriege oder im Frieden
vorzustehen“.
so spricht sich viel besonnener und gerechter der gleichzeitige
schwedisch-brandenburgische Staatsmann Oufendorf dahin über
ihn aus, daß er zwar aufrichtig und rechtschaffen, aber leicht zu
lenken und in verwickelte Angelegenheiten sich einzulassen nicht
fähig gewesen sei und den Krieg leicht überdrüssig bekommen habe,
da er sich im höheren Alter nach seinen Jagdvergnügungen
und nach seiner Ruhe gesehnt und Frieden um jeden Hreis
gewünscht habe. Und sein Dofprediger Weller rühmt an
ihm, daß er nicht nur Mitwen und Waisen, sondern un-
zähligen andern Zedürftigen Wohlthaten erwiesen habe (wobei
er wohl auch mißbraucht worden sei) und daß er nach der
Jagd und vor der Tafel immer noch die eingebrachten Sup-
pliken halb vortragen und expedieren lassen.)
Daß Johann Georg II. (1656—80) anfing, Dresden
zu einer schönen Stadt zu machen, ward schon oben Seite 28
erwähnt. Johann Georg III. (Ll680—o|) heißt mit Zecht
der sächsische Uiars, denn er hat die Ehre des Deutschen Reiches
gegen die Cürken und die Franzosen, welche damals zur Der-
nichtung des Deutschen Reichs einander in die Hände arbeiteten,
mit Heldenmut und gegen die ersteren mit glänzendem Erfolge
verteidigt. In der Geschichte des sächsischen Kriegswesens ist
er als Gründer des stehenden Heeres von höchster Bedeutung.
Darum ist es auch zu bedauern, daß bei der Herstellung der
St. Thomaskirche in Leipzig der ihm zu Shren errichtete