14 Die TLeute.
Jedoch wir wollen uns nicht besser machen als wir sind, son-
dern auch hören, was der Leumund Schlechtes von uns zu sagen
hat. Da spricht uns denn der zwar strenge, aber gerechte Mund
der Statistik folgendes Urteil. An unehelichen Geburten kamen
laut der angeführten amtlichen Susammenstellung 16 456 auf
154206 Geburten im ganzen, d. i. 12½, also steht Sachsen leider
in diesem Dunkte nur unter Frankreich und Zapern, sonst aber
über allen Ländern, aus welchen statistische Tachrichten vorliegen.
Die Sahl der Shescheidungen betrug während der Jahre
1840—40 im Mittel 577 auf 15114 Tramungen, also 2.30%,
während in Schweden auf 25 406 Trauungen 115 gerichtliche
Scheidungen, also 0,415 % und in Belgien auf 50 504 Trauungen
50 gerichtliche Scheidungen, also 0,oos ½% kamen. 12:) Im ver-
gangenen Jahre betrug die Sahl der Ehescheidungen bei 274%
evangelischen Trauungen 754, also 2,24 %.
Am schlimmsten steht es in bezug auf die Selbstmorde,
denn da müssen wir uns ziffernmäßig nachweisen lassen, daß in
Sachsen die Selbstmorde fast am häufigsten in der ganzen Welt
vorkommen! Der Ztaliener Bodio gibt an, daß im Jahre 1871
in Sachsen 1114 Selbstmorde vorgekommen sind, also 501 auf
1 Million Sinwohner, in Dreußen 4565, also 174 auf 1 WMillion,
in Schweden 450, also 96 auf 1 Million, in Irland 75, also“
16,2 auf 1 Million.
So steht also ein Land, in welchem Mordthaten an andern
in der letzten Seit mit leichtem Gewissen verübt, ja von gewissen
Kreisen gar nicht mehr als Derbrechen angesehen worden sind,
hinsichtlich der Selbstmorde auf der niedrigsten Stufe der schauer-
lichen Leiter, auf welcher unser doch sonst gut beleumundetes
Sachsen die höchste Stufe einnimmt.