Dresden. 33
„Urania“ lobten, weil sie Tieck mit Tiedge, dem Verfasser des
genannten Werkes, verwechselten.
Viel weniger als von dem Kunstleben ist Frau von Stasl
von dem geselligen Leben Dresdens erbaut. Sie schreibt da-
rüber:4:) „Die Matur in der Umgebung der Hauptstadt ist sehr
malerisch, aber die Gesellschaft bietet daselbst keine Annehm-
lichkeiten. Der Glanz des Hofes findet hier keinen Anklang; nur
das steife förmliche Wesen macht sich breit.“ Sie glaubt ferner,
die orliebe der sächsischen Gelehrten für das zurückgezogene
Leben daraus erklären zu müssen, daß die Gesellschaft gar zu
langweilig ist.
Schon vor ihr will der Franzose Thappuzeau wahrge-
nommen haben, daß in Sachsen der Adel, welcher nach Ansicht
des „reisenden Franzosen“ ebenso arm als zahlreich ist, einen ganz
ungemein stark ausgeprägten astengeist habe und sich gegen
den Umgang und die Derwandtschaft mit Brügerlichen gänzlich
absperre.“5) Die Stasl findet überhaupt in Deutschland ein
ängstliches Beobachten der Standesunterschiede, welches in der Unter-
haltung zu einer peinlich berührenden Anführung der Titel führt.
„Die Sprache der Deutschen“, sagt sie, „die in den Büchern so
kühn ist, ist in der Unterhaltung eigentümlich geknechtet durch
die Titulaturen, mit welchen sie überladen ist. Ich erinnere
mich, in Sachsen der metaphysischen Dorlesung eines berühmten
Weltweisen beigewohnt zu haben, welcher stets den Herrn Baron
von Leibniz anführte; niemals vermochte es die Begeisterung
beim Dortrage über ihn, den Titel Baron, der zum Tamen
eines roßen Mannes so wenig paßt, wegzulassen.“")
Über die Bevölkerung Dresdens insgesamt fällt der Hole
Kraszewskv, welcher, nachdem er jahrzehntelang die denkbar
Der Leumund der Sachsen. 3