Das Heer. 57
Edelleuten und Städtern den Plan faßte, ihn zu überfallen
und zu vernichten.
„Derhalben“, so heißt es nun wörtlich bei Theobald, „waren die
Meißner in forchten, weil sie zwischen dem eingenommenen Gebürg in
einem frembden Land mit irem geschwornen Feinde streiten sollten. Doch
zuletzt, wenn es ja nit anders seyn könnte, schlussen sie, sich ehrlich zu
wehren und ire Kaut theuer genug zu verkauffen. Derhalben da sie
zwischen der Stadt Brüx und Bilin bei dem Dorff Selnitz angriffen werden,
schrept einer den andern frisch an und wehren sich als Leut, so entweder
den Tod oder ein ärgers als den Tod selbsten, gefängnuß, zu gewarten
hatten, und indem sie sich in einer so guten Sach ritterlich wehren, stehet
Gott und das Glück inen auch ber, daß sie mit Gebürg und feindlichem
Heer verschlossen, durch Tugend einen Weg machen, ire Feind auff's Haupt
erlegen, deren ein große Anzahl auch gefangen mit sich heim geführet
haben. Man habe ein gute Sache, ein gut Gewissen, bete fleißig zu Gott,
es wird dann gehen nach Gottes Willen; es ist gewiß: Frevel thut
kein gut.“
Im allgemeinen war in diesem ganzen Uampfe nicht
viel Ehre zu holen, da dem unwiderstehlichen religiösen und
mehr noch nationalen Eifer der Cschechen auf deutscher Seite
Lauheit, Mißtrauen und Mißgunst gegen das Haus Habsburg.
und innere Uneinigkeit gegenüberstanden. Für letztere ein
Beispiel.
Nachdem die Deutschen die Belagerung von Mies durch
den von den Hussiten gebrachten Entsatz aufzuheben genötigt wor-
den waren und auf dem Rückzuge 10000 Mann verloren hatten,
ward der Meißner Markgraf Friedrich von dem Brandenburger
Friedrich, dem wiederum verräterisches Einverständnis mit den
Dragern nachgesagt ward, beschuldigt, zuerst auf die Flucht
bedacht gewesen zu sein, weswegen er auch mit dem geringsten
Derluste an Leuten davongekommen sei. Beim Rückzuge