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treibende Publikum.“ — Doch kann auch er nicht umhin, dem
guten Zustande der Armee, den Unparteiische stets anerkannt
haben, zum mindesten etwas Cob zu zollen: „Die Artillerie und
Kavallerie sind musterhaft“, worauf er jedoch gleich folgen läßt:
„was dagegen die Infanterie betrifft, so kann dieselbe ohne
Musik nicht 200 Schritt weit marschieren, ohne die Richtung
verloren zu haben.“ un erhebt er aber folgenden schweren
Dorwurf: „Alle WManöver bei der sächsischen Armee sind voll-
kommen überflüssig, weil die oberen Offziere es nicht verstehen,
durch eine geschickte Taktik den Soldaten zu belehren. Gegen
die Offiziere ist man höheren Orts zu nachlässig, gegen den ge-
meinen Soldaten zu streng. Die hauptleute stecken die Trakta-
mente der Beurlaubten in die Tasche, der Soldat bekommt
zu viel Orügel.“ Suletzt krönt er das Ganze mit der un-
verschämten gallischen Lüge, die sächsischen Soldaten hätten seit
Uarl V. auch nicht eine Schlacht gewonnen!
Gur Beruhigung möge hinzugefügt werden, wie sich die-
selbe Armee, welche der Franzose so verächtlich ansieht, in den
Augen eines der edelsten deutschen Fürsten der damaligen Geit
darstellte, nämlich des Herzogs Marl August von Sachsen-
Weimar. Er schreibt /787 an Merk: „Die sächsische Armee
ist wirklich fast interessanter zu sehen als die andern deutschen
Truppen, weil es doch eigentlich die einzige Tationalarmee in
Deutschland ist, alle andern sind zusammengekaufte oder ge-
stohlene Fremde. Die Freiheit, die wegen der Sicherheit der
Leute unter ihnen herrscht, macht sie noch angenehmer; aller
militärische fatale Druck fällt da weg und es scheint eine Ge-
sellschaft freiwillig zusammengekommener, sich in den Waffen
übender TLeute zu sein.““))